RWE pokert bei Verkauf von Hochtief

Der RWE-Konzern möchte für seine Konzentration aufs Kerngeschäft die Essener Hochtief AG mal wieder verkaufen

ESSEN taz ■ Der Essener RWE will seine 50 Prozent-Beteiligung an der Hochtief loswerden. Momentan ist der Aktienkurs des Unternehmens gut und Insider sagen, Hochtief werde die innerhalb des RWE-Systems geltenden Gewinnmargen in den nächsten Jahren nicht erreichen. Mit anderen Worten: Die Hochtief-Aktie hat mit 24 Euro ihren Zenit erreicht und ist damit quasi „reif für den Verkauf“. Michael Rosen, Sprecher des Unternehmens hält dagegen: „Der Verkauf von Hochtief ist eine rein strategische Entscheidung.“ Es sei nicht so, dass verkauft werde, sobald der Aktienkurs ein bestimmtes Limit erreicht habe. Eher habe der Verkauf etwas mit der Konzentration auf das Kerngeschäft zu tun und diese Entscheidung sei vor zwei Jahren gefallen, sagt Rosen.

Auch dass es vielleicht seltsam sei, dass ausgerechnet ein Wasser- und Energieversorger eine Bau AG verkauft, die zusätzlich weltweit Immobiliendienstleistungen anbietet und sich zum zweitgrößten privaten Flughafenbetreiber weltweit gemausert hat, will Rosen nicht bewerten. Damit habe der Verkauf nichts zu tun, es sei einfach so, dass irgendwann verkauft werde, sagt er. „Das ist das gleiche wie bei der Heidelberger Druckmaschinen AG“, sagt Rosen. Das Geschäft passe eben nicht mehr zur neuen RWE und deshalb werde zu einem für die Aktionäre günstigen Moment verkauft.

Dabei wähnt sich das Essener Bauunternehmen auch weiterhin auf einem guten und einem ganz anderen Weg. Bis zum Jahr 2007 soll das Dienstleistungsgeschäft rund die Hälfte des Konzernumsatzes ausmachen, momentan liegt die Dienstleistungssparte im Konzern bei knapp einem Drittel. Das klassische, deutsche Baugeschäft sei längst nicht mehr Cash-Cow der Hochtief, auch wenn es gelungen sei, die Unternehmenssparte in Deutschland wieder profitabel zu machen, sagt Gerhardus. In dem Geschäftsbereich, wo Hochtief noch vor zwei Jahren einen dreistelligen Millionenverlust eingefahren habe, werde nun wieder Gewinn gemacht, freut sich der Hochtief-Mann.

Erstmals seit langem hat der Baukonzern im letzten Jahr europaweit wieder schwarze Zahlen schreiben können und Unternehmenschef Hans-Peter Keitel errechnete sich schon Chancen für den Wiederaufbau im Irak. Dort könnte das Unternehmen sich am Wiederaufbau beteiligen, da die Firma über die us-amerikanische Tochter Turner das Embargo der Amerikaner umgehen könnte. Zudem plant das Unternehmen, sich zukünftig auch in Afghanistan und im Iran zu engagieren. Hochtief hat in den Ländern schon früher gute Geschäfte gemacht. Quasi Staatsbauunternehmen sei Hochtief früher in Afghanistan gewesen, sagt Konzernchef Keitel. Ob denn im Nahen Osten konkret etwas in Aussicht sei? Zu konkreten Verhandlungen dürfe sich das Unternehmen aus aktienrechtlichen Gründen nicht äußern, sagt Unternehmenssprecher Christian Gerhardus.

Letzlich sei aber immer schon über den Verkauf der RWE-Anteile des Unternehmens spekuliert worden. „Das hat uns geschäftlich aber noch nie geschadet. Mal steigt dann der Aktienkurs, dann fällt er wieder.“ ELMAR KOK