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Archiv-Artikel

US-Armee gibt Schüsse auf Iraker in Mossul zu

Mindestens sieben Menschen werden bei einer Auseinandersetzung getötet. Keine Entschädigung für tote Zivilisten

MOSSUL/BAGDAD/WASHINGTON dpa/ap ■ In der nordirakischen Stadt Mossul halten die Spannungen zwischen US-Truppen und Irakern an. Amerikanische Soldaten erschossen gestern irakische Zivilisten und verletzten vier Polizisten, berichtete der arabische TV-Sender al-Dschasira. Die Polizisten hätten gemeinsam mit Zivilisten versucht, Diebe am Eindringen in eine Bank zu hindern. Daraufhin hätten die US-Soldaten, die offenbar glaubten, die Menschen wollten sie angreifen, das Feuer eröffnet.

Das US-Zentralkommando bestätigte, dass Soldaten mindestens sieben Iraker getötet haben. Die US-Streitkräfte seien von wütenden Irakern beschossen worden und hätten das Feuer erwidert, sagte General Vincent Brooks vor Journalisten in Katar.

„Die Amerikaner haben Angst, weil sie Feiglinge sind“, sagte ein irakischer Polizist gegenüber al-Dschasira. Am Vormittag hatten rund 50 Menschen bei einer Kundgebung im Stadtzentrum gegen das Auftreten der US-Truppen protestiert. Die US-Soldaten verstärkten ihre Patrouillen in Mossul.

Am Dienstag waren bei Protesten gegen den von den USA eingesetzten Gouverneur Maschaan al-Dschaburi vor dem Gemeindehaus der Stadt nach Angaben von Ärzten 20 Menschen getötet worden. Nach Berichten von Augenzeugen sollen US-Soldaten in die Menge geschossen haben, nachdem die Demonstranten wegen der Aufrufe des Gouverneurs zur Zusammenarbeit mit den USA ihn mit Gegenständen beworfen hätten.

Al-Dschaburi von der Irakischen Heimat-Partei hatte zuletzt in Syrien gelebt. Mit den US-Soldaten und kurdischen Kämpfern war er vor einigen Tagen nach Mossul gekommen. In einem Interview mit al-Dschasira erklärte er, die Iraker würden die Anwesenheit der US-Armee langfristig nicht akzeptieren.

In Bagdad hielten die Plünderungen unterdessen an. Auf dem Messegelände stürmten hunderte Menschen mehrere Lagerhäuser und transportierten Säcke mit Zucker, Tee und Mehl ab. US-Soldaten griffen nicht ein. Zur Sicherung von Krankenhäusern und anderen wichtigen Infrastruktureinrichtungen patrouillierten in Bagdad Marine-Infanteristen, die teilweise von irakischen Polizisten begleitet wurden. Die Soldaten begannen mit dem Aufbau eines Mobilfunkdienstes, der bis zur Reparatur des regulären Telefonsystems für Notdienste zur Verfügung stehen soll.

Nach dem weitgehenden Ende der Kämpfe festigten die USA ihre Kontrolle über das Land weiter. US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld sagte am Dienstag in Washington, die US-Streitkräfte nähmen sich nun die kleineren Städte und Orte vor, die beim Marsch auf Bagdad „ausgelassen“ worden seien.

Das Verteidigungsministerium plant nicht, die Angehörigen getöteter oder verletzter Zivilisten finanziell zu entschädigen. Das sagte ein Beamter des Pentagons in Washington. Das Ministerium wolle auch nicht die getöteten Zivilisten zählen.