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Archiv-Artikel

Konkurrenz im Kalkulieren

Die Bremer Universität verliert, die Hochschule Bremerhaven gewinnt: Der Senat verteilt das Geld jetzt „wettbewerbsorientiert“ – ehrgeizige Ziele werden belohnt, vorsichtige Prognosen bestraft

Von kawe
Die Universität will mehr ausländische Studierende und mehr Promotionen

taz ■ Die Bremer Uni muss in diesem Jahr mit 167.000 Euro weniger auskommen, die Hochschule Bremerhaven hingegen bekommt 103.100 Euro mehr. Das ist das Ergebnis der „wettbewerbsorientierten Mittelverteilung“, die der Senat erstmals angewandt hat. Immerhin geht es um fünf Prozent der Landesmittel für die Hochschulen.

Für die Universität macht das Minus etwas mehr als 0,1 Prozent des staatlichen Budgets aus, für die Hochschule Bremerhaven bedeutet der erste Platz einen Zugewinn von immerhin einem Prozent. Der „Wettbewerb“ sagt jedoch nichts über die Leistungsfähigkeit der Hochschulen aus –jede Einrichtung wird an ihren eigenen Zielen gemessen.

Die Universität hat zum Beispiel vorsichtig kalkuliert – das gibt Abzug. Die Ziele des vergangenen Jahres hat die Uni hingegen gut erreicht – das führt zu einem Plus. Die Bremerhavener Hochschule hat sich für 2004 vorgenommen, den Anteil der Studiengänge, die in „Module“ aufgeteilt sind, zu verdoppeln, das macht das Gros des Plus aus.

Gewertet werden jeweils die Anzahl der Absolventen, die in der Regelstudienzeit ihren Abschluss machen, dann die Zahl der Absolventen überhaupt und schließlich die eingeworbenen Drittmittel. In diesen Bereichen sollen sich die Hochschulen Ziele setzen. Dass die Regelstudienzeit an der Bremer Uni nur von 65 Prozent der Studierenden erreicht wird und in Bremerhaven von 83 Prozent, spielt also keine Rolle – wichtig sind die Ziele.

Jede Hochschule kann noch zwei Bereiche hinzufügen, bei denen sie sich verbessern will. Die Hochschule Bremen und die Hochschule für Künste (HfK) etwa wählten die Zahl der Studierenden mit Auslandssemester: Die HfK will sich von vier auf sechs Prozent steigern, die Hochschule von 51 auf 56 Prozent. Die Bremer Uni hingegen will den Anteil ausländischer Studierender und die Zahl der Promotionen steigern.

Das System, so erklärt Siebert Garbade von der Wissenschaftsbehörde, soll „nicht vergleichbare Einrichtungen vergleichbar machen“. Flächenländer können ihre wissenschaftlichen Einrichtungen viel leichter vergleichen. Wenn Stadtstaaten wie Bremen Konkurrenz in die Hochschulfinanzierung einbringen wollen, müssen sie andere Wege gehen.

Das Modell der „wettbewerbsorientierten Mittelvergabe“ wurde aus Hamburg übernommen. Wenn es sich eingespielt hat, könnte demnächst ein größerer Anteil als nur fünf Prozent auf diese Art verteilt werden. Auch bei Details der Bewertung kann es Veränderungen geben. Weil die Uni sich bei Regelstudienzeiten wenig zutraut, gehen Änderungen dort nur mit acht Prozent in die Bewertungen ein, bei den Hochschulen sind das 30 Prozent. Dagegen will die Uni ihre Steigerung der Drittmittel-Ausgaben mit 33 Prozent bewertet wissen. In Bremerhaven ist es umgekehrt: Die Steigerung der Regelstudienzeit-Abschlüsse gehen dort mit 30 Prozent in die Bewertung ein, die Drittmittel nur mit 20 Prozent. kawe