Die Wucht des Wortes

Von Krieg und Apokalypse, auch mal lakonisch: Lesung des serbischen Dichters Miodrag Pavlovic

Mit poetischer Intensität beschreibt der serbische Dichter Pavlovic die Erfahrung von Krieg und Zerstörung. „...die Vögel fragen sich/ ob denen kalt sei/ das sie soviel Feuer legen/ die Stadt erwirbt ihre Ruinen schnell/ die Bäume fassen sich an den Kopf/ wer wagt es und nimmt/ die Apokalypse in seine Hände“. „Beograd 1941“ heißt das Gedicht, aber es könnte ebenso einen anderen Ort, eine andere Aktualität benennen.

Als 13-Jähriger erlebte Pavlovic die Bombardierung Belgrads durch die Deutschen. Dieses frühe traumatische Erlebnis hat sein Werk geprägt; Tod, Krieg und Schrecken der europäischen Geschichte ziehen sich wie ein düsterer Faden durch seine Gedichte. Sein Tonfall aber ist nicht immer düster, er kann lakonisch sein und reflexiv, erzählerisch und ironisch. 1952 debütierte Pavlovic mit dem Band 87 Gedichte, der ihn als radikalen „Modernisten“ der jugoslawischen Lyrik bekannt machte.

Einzug in Cremona, aus dem er morgen lesen wird, versammelt Gedichte aus fünfzig Jahren und spannt so einen Bogen über sein formal vielfältiges Oeuvre. Aus einem frühen Gedicht stammt die Frage: „Ein Fremder werden/ oder/ nicht weggehen// den Kopf abwenden/ oder/ erblinden“, die noch heute aktuell scheint; lebt der Dichter doch teils in Belgrad, teils in Süddeutschland. Julia Berg

Lesung: morgen, 20 Uhr, Literaturhaus Miodrag Pavlovic: Einzug in Cremona Suhrkamp 2002, 184 S., 22,90 Euro