: Ex-Minister: Horror und Co. verbieten!
Gewalt in den Medien fördert Gewalt bei manchen Menschen, sagt Niedersachsens Ex-Justizminister Pfeiffer
dpa ■ Zur Verhinderung zunehmender Gewaltexzesse von Jugendlichen hat Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen ein Verbot jugendgefährdender Fernsehfilme und PC-Spiele gefordert. „Auf Grund ihres gewaltorientierten Medienkonsums ist ein Teil der Jungen besonders gefährdet, verhaltensauffällig und schließlich kriminell zu werden“, sagte der frühere niedersächsische Justizminister.
Die Mehrheit der Jugendlichen konsumiere laufend brutale Filme, ohne gewalttätig zu werden. „Bei einem harten Kern von ohnehin in ihrer Entwicklung gefährdeten etwa fünf bis zehn Prozent der männlichen Jugendlichen wird dadurch aber Gewalt erzeugt“, meinte der Kriminologe: „Wenn männliche Gewalt als Problemlöser verherrlicht wird, bestärkt das bei ihnen bereits vorhandene Macho-Orientierungen und baut Hemmungen ab, selber Gewalt einzusetzen“.
Pfeiffer kritisierte, dass etwa die Hälfte der 12- bis 16-Jährigen mit einem eigenen Fernseher im Zimmer unkontrolliert gewalttätige Filme sehe. So habe sich nach einer neuen Studie die Anzahl der elfjährigen Jungen, die täglich Horrorfilme sehen, von 13,1 Prozent im Jahr 1994 auf 17,3 Prozent 1999 erhöht. Jugendliche speicherten Bilder von Gewaltexzessen weit intensiver im Gedächtnis als Erwachsene.
In Hamburg stehen seit Dienstag vier 14 bis 19 Jahre alte Mitglieder einer Jugendbande vor Gericht. Innerhalb von 24 Stunden hatten sie im vergangenen Dezember drei Überfälle begangen. Zwei ihrer Opfer wurden mit zahlreichen Tritten und Messerstichen gegen Kopf und Oberkörper traktiert. Ein 24-Jähriger erlag seinen Verletzungen. Pfeiffer sieht das „erschreckende Ausmaß der Brutalität“ dieser Jugendbande auch in einem Gruppenphänomen: „Niemand will zurückstehen, der Gruppendruck lässt keine Schwäche, kein Mitleid zu“. Laut Pfeiffer wird die in Kürze bundesweit vorliegende Polizeiliche Kriminalstatistik für 2002 die höchste je in Deutschland gemessene Jugendkriminalität ausweisen.