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Archiv-Artikel

Ohne Führer und Vaterland

Am Freitag treten „Wolfsheim“ im Pier 2 auf – und sagen: „Wir waren nie rechts“

„Wolfsheim“: Für einige Ohren klingt der Bandname verdächtig teutonisch

Vier Jahre mussten Freunde des Hamburger Duos „Wolfsheim“ auf ein neues Album warten. Und mit der Single „Kein Zurück“ und dem zugehörigen Video von Detlev Buck warf es einen beachtlichen Schatten voraus. Nun sonnt sich das endlich erschienene „Casting Shadows“ in der Pole-Position der Media-Control-Charts. Sind die düsteren Untergrund-Helden von einst, die übermorgen im Pier 2 auftreten, zu Pop-Stars mutiert?

„Wir haben uns nie als Teil einer bestimmten Szene gesehen“, erklärt Peter Heppner, der zusammen mit Markus Reinhardt das „Wolfsheim“-Duo bildet. „Als wir anfingen, wurde die gesamte Independent-Musik stark von der schwarzen Szene getragen, deswegen fanden wir zuerst dort statt.“ Damals, 1992, erschien das erste „Wolfsheim“-Album, das den Club-Hit „The Sparrows And The Nightingales“ enthielt.

Der sorgte für Ärger. „Where‘s the leader, who leads me?“, singt Peter dort, und: „Wo ist der Führer, der mich führt“. Eine folgenreiche Übersetzung. Immer wieder werden „Wolfsheim“ seither in die rechte Ecke gestellt. Zumal der Bandname für einige Ohren verdächtig teutonisch klingt.

Der allerdings ist aus F. Scott Fitzgeralds „The Great Gatsby“ entlehnt. „Nicht gerade ein urdeutsches Buch“, merkt Markus an. Der Name habe die damals 17-jährigen Bandgründer wegen der „lautmalerischen Spannung“ zwischen Raubtier und Geborgenheit gereizt.

Deswegen das Duo und seinen melancholischen Elektropop musikalisch in einen Topf mit „Rammstein“ zu stecken, spricht nicht eben für die Kompetenz der Kritiker. Peters Erfahrung: „Solche Unterstellungen kommen von Leuten, die keine unserer Platten kennen. Nochmal: Wir sind nicht und waren nie rechts.“ Christoph Kutzer

Freitag, 20 Uhr, Pier 2 (Gröpelingen)