was macht eigentlich ...Walter Rothschild?

Zweifel kundtun

Der unappetitliche Streit zwischen dem geschäftsführenden Direktor der Gedenkstätte „Topographie des Terrors“, Andreas Nachama, und der Jüdischen Gemeinde brodelt weiter. Es geht darum, ob Nachama, der früher Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde war, als Rabbiner einen Gottesdienst leiten darf.

Der Kultusdezernent der Gemeinde, Natan Del, hatte ihn von einer Liste amtierender Rabbiner gestrichen – mit der öffentlich geäußerten Behauptung, er wisse noch nicht einmal, ob Nachama überhaupt Rabbiner sei. Dagegen hatte sich Nachama mit Hilfe eines Anwalts zur Wehr gesetzt, worauf Del den Vorwurf schriftlich zurückzog. Jetzt behauptet Rabbiner Walter Rothschild, Del habe Recht: Nachama habe ein Diplom von einem nicht anerkannten Rabbinerkolleg in Boulder im US-Bundesstaat Colorado. Ein solches Dokument werde von verschiedenen Rabbinerkonferenzen in Deutschland, Großbritannien und den USA nicht akzeptiert.

Nachama nimmt die Vorwürfe gelassen: Das sei doch „das Übliche“ in der Jüdischen Gemeinde. Er verweist darauf, dass es mehrere anerkannte Rabbiner gebe, die ein Diplom wie seines besäßen. Dass aber Rabbiner sich gegenseitig die Legitimation absprächen, sei durchaus nicht unüblich in der jüdischen Welt. Die Gläubigen der Synagoge am Zehlendorfer Hüttenweg haben Nachama den Rücken gestärkt: Sie wollen ihn predigen hören. Zudem, sagt Nachama, könne grundsätzlich jeder Jude im Gottesdienst predigen. GES

FOTO: ROLF SCHULTEN