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Archiv-Artikel

Saddams Schoßhund

Prominenter britischer Kriegsgegner Galloway soll von Saddam Hussein mit Ölgeldern bezahlt worden sein

Von D.J.

BERLIN taz ■ George Galloway, kriegskritischer britischer Labour-Abgeordneter, hat angeblich von Saddam Hussein jährlich mindestens umgerechnet 550.000 Euro aus Geldern des UN-Programms „Öl für Lebensmittel“ erhalten. David Blair von der britischen Tageszeitung Daily Telegraph fand im verwüsteten irakischen Außenministerium in Bagdad entsprechende Papiere, die die Zeitung gestern faksimiliert sowie übersetzt veröffentlichte. So schrieb der Chef des irakischen Geheimdienstes am 3. Januar 2000 an Saddam Hussein, Galloway verlange „größere Anteile am Öl“ und „außergewöhnliche Handels- und Vertragsmöglichkeiten“, um seine Lobbyarbeit zugunsten des irakischen Regimes fortzusetzen. Bisher erhalte er zehn bis fünfzehn US-Cent pro Barrel aus irakischen Ölexporten von drei Millionen Barrel pro Halbjahr sowie Verträge im Lebensmittelhandel.

Galloway nannte die Briefe gestern eine Fälschung. „Meines Wissens habe ich nie einen irakischen Geheimdienstler getroffen“, sagte er. „Da ich seit Jahren Zugang zu Iraks politischer Führung habe, vor allem zu Vizepremierminister Tariq Ali, habe ich überhaupt keinen Grund, irakische Geheimdienstler zu treffen.“

Galloway, Abgeordneter für den schottischen Wahlkreis Glasgow-Kelvin, gilt als Saddam Husseins bester Freund im britischen Parlament und wird daher oft „Abgeordneter für Bagdad-Mitte“ genannt. Er richtete in den 90er-Jahren einen Hilfsfonds für ein leukämiekrankes irakisches Mädchen ein, aus dessen Einnahmen er Zeitungsberichten zufolge seine Lobbyarbeit finanziert haben soll. Die Labour-Führung erwägt derzeit Galloways Ausschluss. D.J.