: Nun lasst uns alle fröhlich sein
Beim traditionellen Osterwiesen-Schoppengespräch der SPD erklärt Bürgermeister Henning Scherf mal eben kurz die Bremer Welt. Alles wird gut, wenn alles so bleibt, wie es ist. Die Oberministranten sekundieren: „Wir finden das toll“
taz ■ Um zehn Uhr liegt noch schläfrige Ruh‘ über der Bremer Osterwiese. Nur im „Riverboat“, einem schrillen Vergnügungszelt, tobt bereits der Frohsinn. Die Arbeitsgemeinschaft Selbständige in der SPD hat zum „traditionellen Osterwiesen-Schoppengespräch“ eingeladen, was zu Wahlkampfzeiten ein Pflichttermin für SPD-Granden ist.
Auch wenn auf der Tagesordnung Themen wie der „Bebauungsplanentwurf für die Bürgerweide“, die „Betreuung der Schaustellerkinder“ oder die „Zulassungsrichtlinie für Volksfeste“ stehen, weiß Bürgermeister Henning Scherf natürlich, was die Genossen von ihm hören wollen. Und so erklärt er mal eben in wenigen Minuten die Bremer Welt: Gerade weil es im Moment schwierig ist für die SPD und „wir in Niedersachsen welche vor den Hut bekommen haben“, müsse man jetzt „besonders strahlen und ein fröhliches Gesicht machen“. Bremen lebe doch von der optimistischen Einstellung der Leute. Deswegen sorgten die Politiker dafür, dass die öffentliche Nachfrage durch Investitionen angeschoben werde. Also halte sein Senat „die Investitionen stramm“ – querbeet im öffentlichen Bereich und trotz der Schwierigkeiten im Haushalt. „Jetzt erst recht, wo sie alle Schiss haben, Geld auszugeben“, sagt der Bürgermeister. Und sagt noch etwas über PISA und die richtig tollen Bremer Hochschulen und die günstigen Lebenshaltungskosten in der Stadt. Alles wird gut, wenn alles so bleibt, wie es ist. Dann entschwindet Henning Scherf.
Doch Hintersassen wie SPD-Unterbezirkschef Wolfgang Grotheer halten tapfer die Stellung und gerieren sich als Scherfsche Oberministranten: „Es geht ja nicht um die Wahl des Bundeskanzlers im Mai, sondern darum, wer in Bremen weiter den Senat stellt“, säuselt Grotheer. 68 Prozent der Bremer wollten weiter, dass Scherf Bürgermeister bleibe. „Wir finden das toll.“ jox