: Senat sucht nicht nach Planeten
Bauwagenplatz Gaußstraße: Rechts-Senat weist Bezirksamt Altona an, den Vertrag nicht zu verlängern. Die Bauis sind entschlossen, sich dem Diktat zu widersetzen. Bezirksversammlung debattierte gestern Abend über das Thema
von KAI VON APPEN
Jetzt ist es amtlich: Nach Informationen der taz hamburg hat Bausenator Mario Mettbach (Schill-Partei) den kommissarischen Altonaer Bezirksamtsleiter Hartmut Hoins mündlich angewiesen, bis auf weiteres „keine Option“ für eine Vertragsverlängerung für den Bauwagenplatz an der Gaußstraße in Aussicht zu stellen. Der Bezirk hatte sich dafür eingesetzt, den Pachtvertrag für die 50 BewohnerInnen mit ihren 40 GefährtInnen für zwei Jahre zu verlängern, um ihnen eine Bleibe zu geben.
Damit hat der Rechts-Senat noch vor der gestrigen Bezirksversammlung (BV), auf der zwei Anträge zur Verlängerung des Pachtvertrages auf der Tagesordnung standen, seinen Kampf gegen die alternative Wohnform forciert. Wegen der aktuellen Entwicklung sollten die Anträge gestern formell nicht mehr behandelt, sondern in den BV-Hauptausschuss überwiesen werden.
Dabei hatten sich die BewohnerInnen mittags noch auf dem Platz Hoffnungen gemacht. „Zwei Jahre Verlängerung wäre schon ganz gut“, so ein Bewohner zur taz. Daher wollten viele bei der Bezirksversammlung Druck machen und haben es auch getan. „Ich war noch nie auf einer solchen Versammlung, ich gehe sonst auf andere Partys“, sagt ein anderer. „Wenn wir da sind, fangen die bestimmt an herumzudrucksen.“
Überhaupt zeigen die BauwagenbewohnerInnen momentan Aktivitäten, die sonst nicht gerade auf dem Tagesprogramm stehen: Infostände, Unterschriftensammlungen und Stadtteilarbeit. „Wir haben gestern am Infostand 700 Unterschriften gesammelt, bis jemand vom Ordnungsamt gekommen ist und es verboten hat“, berichtet eine Bewohnerin. Ihnen sei gesagt worden, dass sei eine „Sondernutzung, wir müssen den Senat fragen, ob wir Unterschriften sammeln dürfen“.
Bei der Solidaritätsarbeit in Ottensen machen die Bauis durchweg gute Erfahrungen. „Es ist nicht so, dass die uns im Stadtteil nicht haben wollen“, berichtet ein Bewohner. Viele Kleingewerbetreibende hätten angeboten, an ihren Ständen auf dem Stadtteilfest Altonale im Juni Soli- und Infomaterial auszulegen. „Wir haben auch viele Spenden bekommen“, ergänzt eine Frau: „Kampf kostet Geld.“
Die Bauis sind entschlossen, sich dem Schwarz-Schill-Diktat nicht zu beugen: „Wir sollen hier weg, nur weil Schill es will“, schimpft einer. „Aber die können uns nicht einfach wegbeamen, sie haben noch keinen Planeten für uns gefunden.“ Für viele ist der Kampf um die Wagenburg eine Überlebensfrage: „Wir wohnen seit 15 Jahren als Gruppe hier zusammen, ich gehe nicht in eine Wohnung nach Wilhelmsburg – da würde ich eingehen.“