unterm strich
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Knapp zwei Monate ist es her, dass Arnulf Conradi seinen Berlin-Verlag vom Verlagsriesen Random House (Bertelsmann) zurückkaufte und dafür manchen Beifall bekam – ein kleiner, feiner Verlag, der dem Großen ein Schnippchen schlug, the return of independent in der zur totalen Konzentration neigenden Verlagslandschaft. Klar allerdings war, dass Conradi schnell einen neuen Partner finden musste, um den nicht auf Rosen gebetteten Berlin-Verlag wie gewohnt mit seinem anspruchsvoll-engagierten Programm weiterführen zu können. Dieser neue Partner heißt jetzt Bloomsbury, hat den Berlin-Verlag zu 100 Prozent übernommen, kommt aus London, wurde 1986 gegründet, macht ein Riesengeschäft mit den Harry-Potter-Büchern, ist aber ein Verlag von nur mittlerer Größe. Conradi sprach davon, einen „idealen Partner“ gefunden zu haben und seinen Verlag, wie schon unter dem Dach von Random House, ohne größere inhaltliche Einflussnahme von Bloomsbury eigenständig leiten zu können. Was insofern auch leicht fallen dürfte, da beide Häuser bereits mehrere Autoren gemeinsam verlegen, etwa Nadine Gordimer, Margaret Atwood und David Guterson. Eine Neuerung aber gibt es schon: Ein Kinderbuchprogramm, was dann wiederum für ein paar Sorgenfalten beim deutschen Harry-Potter-Verleger Carlsen sorgen könnte. Man wird sehen.

Es gibt ein Gerücht, das heißt Theater. Über alle anderen Künste wie Film, Musik und Literatur kann sich der Nutzer dank ihrer Medien wie Kino, CD und Buch selbst ein Urteil bilden. Zu Inszenierungen aber, die nicht das Theater in der eigenen Stadt spielt, muss man reisen oder dem Feuilleton vertrauen. In dieser Koalition von Kritik und Kunst liegt einer der Schlüssel für die großartige Aufregung, die jedes Jahr das Theatertreffen deutschsprachiger Bühnen in Berlin begleitet.

Das erzählte Gerhard Jörder, Journalist und Mitglied in der Jury des Theatertreffens, in einer Liebeserklärung an das Festival, das am 2. Mai zum vierzigsten Mal beginnt. Alles, was Theater kann, habe er hier gelernt, bekannte Jörder, der in den Siebzigerjahren als Kritiker in Freiburg begann und einmal im Jahr nach Berlin reiste. Er nannte das Theatertreffen eine „Schule des Sehens“, die den „Zusammenhalt zwischen den Metropolen und der Diaspora“ bildet. Heute beginnt der Verkauf der Karten für die eingeladenen Inszenierungen aus Hamburg (3), Zürich (3), Wien, Berlin und München. Vier der Stücke und eine Auswahl aus vier Jahrzehnten des Festivals werden außerdem in 3sat und dem ZDF-Theaterkanal ausgestrahlt.