Leser diffamiert Ratsherrn

Ein anonymer Leser beschuldigt den Grevener CDU-Ratsherrn Galen des „Bedienens aus öffentlichen Töpfen“

Greven taz ■ Ein gefälschter Leserbrief, der in der Grevener Lokalausgabe der Westfälischen Nachrichten erschien, sorgt für viel Aufregung: Die Leserin Rosemarie Müller warf dem CDU-Ratsherrn Hans Galen vor, er wisse, „wie man sich aus öffentlichen Töpfen bedient.“ Der Leserbrief mündete in die Aufforderung an die CDU, Galen nicht mehr als Kandidaten für die nächste Kommunalwahl der westfälischen Kleinstadt im Herbst aufzustellen.

llegale Machenschaften seien über Galen nicht bekannt, sagt der grüne Fraktionssprecher Wolfgang Hoppe. Doch bestätigt er die Meinung des anonymen Lesers, dass der CDU-Ratsherr doch sehr gut wüsste, wie man sich als Politiker Vorteile verschaffe. Auffällig oft habe er seinen Neffen Stephan Kube, der in Greven ein Unternehmen für Projektmanagement betreibt, mit öffentlichen Aufträgen versorgt. Galen wisse auch seine Position als Beauftragter für Denkmalschutz zu nutzen: „Da hat er sich beispielsweise Geld für sein denkmalgeschütztes Grundstück selbst zugewiesen“, sagt Hoppe.

„Alles Unsinn“, sagt Galen zur taz. An den Vorwürfen sei nichts dran, er habe immer legal agiert. Außerdem dürfe die Presse nicht einfach so einen Brief veröffentlichen, ohne dessen Herkunft ermittelt zu haben. Inzwischen hätten sich die Westfälischen Nachrichten für den Abdruck des Leserbriefs bereits zwei Mal bei ihm entschuldigt.

Die Grevener Zeitung, die Lokalausgabe der Münsterschen Zeitung in Greven, hatte den gleichen Leserbrief bekommen, jedoch Recherche nach dem Absender betrieben. „Rosemarie Müller aus der Wilhem-Busch-Straße war dem Einwohneramt unbekannt“, so der Redakteur Alfred Riese. Solch ein gefälschter Leserbrief mit derartig belastendem Inhalt sei bisher einmalig gewesen, sagte er der taz. Der Wahlkampf nehme unbekannte Züge an.

Ein Wahlkampfmanöver vermutet auch Wolfgang Hoppe hinter dem mysteriösen Brief. Aber dieser müsse nicht unbedingt aus den Reihen der Opposition stammen. Galen mache sich aufgrund seiner rhetorischen Überlegenheit auch im eigenen CDU-Lager Feinde. „Der Brief könnte aus allen Richtungen lanciert sein“, sagt der Grüne.

NATALIE WIESMANN