: Grünes Licht für die Klügsten
Von Schnellläufern zu Superschnellläufern – Hochbegabte sollen besser gefördert werden. Mit Begabtenzentren und Sommerakademien. Genies und Normalos werden vorerst nicht getrennt
VON ANNA LEHMANN
Früher, schneller, vielfältiger sollen hochbegabte Schüler künftig gefördert werden. Nach dem Förderkonzept, das Schulsenator Klaus Böger (SPD) gestern vorstellte, sollen hochbegabte Kinder ab 2005 Klassen oder Fächer einfacher überspringen dürfen. Die bisherigen Schnellläuferklassen führen in elf Jahren zum Abitur. Berlinweit starten künftig vier übergreifende Begabtengruppen als Schulversuch. Und auch in den Ferien soll der Wissensdurst nicht versiegen – Eltern sollen noch in diesem Jahr über die Sommerakademie für Begabte informiert werden.
Die Senatsverwaltung kommt damit ihrem selbst gesetzten Anspruch nach, den sie sich in das seit Februar geltende Schulgesetz schrieb. Bögers Behörde geht von berlinweit etwa 400 Hochbegabten pro Jahrgang aus, hinzu kämen noch teilbegabte, besonders begabte und talentierte Schüler. „Wir haben uns bewusst für eine integrative Förderung entschieden“, sagte Böger. Die kleinen Genies werden also so lange wie möglich mit den „normalen“ Kindern lernen. Dafür sorgen die flexible Schuleingangsphase, aber auch so genannte regionale Begabtenzentren. An der Richard-Wagner-Grundschule in Karlshorst wird dieser Schulversuch schon heute im Rahmen einer Kooperation praktiziert. KollegInnen vom nahe gelegenen Barnim-Gymnasium bieten dort drei zusätzliche Kurse an, die parallel zum normalen Unterricht laufen, erläutert Schulleiter Wilfried Wolf. Von seinen 340 Schülern seien etwa 25 als teilbegabt einzustufen. Sie dürfen an einzelnen Fächern in der nächsthöheren Klassenstufe teilnehmen, ohne die eigene Klasse verlassen zu müssen. Eine interne Kommission tüftelt wöchentlich entsprechende Unterrichtspläne aus.
Trotz des integrativen Ansatzes setzt Böger ab der fünften Klasse weiterhin auf Auslese. Die Schnellläuferklassen, die Klasse acht überspringen, bleiben. Neu ist allerdings, dass ab nächstem Jahr ein Test darüber entscheidet, welche Kinder einen Platz erhalten. Noch entscheidet das Los. Wenn dann erst jene Kinder nachrücken, die die flexible Schuleingangsphase in einem Jahr durchlaufen, könnten in elf Jahren die ersten 16-Jährigen ihr Abitur in der Tasche haben.
Obwohl Böger mehrfach darauf hinwies, dass es an allen Schulen Hochbegabte gibt, sind Hauptschulen nicht im Talentkatalog enthalten. Hier lernen 60 Prozent der Migrantenkinder.