Film-Fracht Nonstop

Beim Filmfest „Cityzooms.Bremen.2003“ laufen Kurzfilme aus zehn „Weltstädten mit Wasseranschluss“ kostenlos in Übersee-Containern

Portugal „ist mit dem Rücken zur Welt eingeschlafen“. Zu oft sei das Land „abgeschottet gewesen“ und hat verpasst, dass „das Lebenstempo schneller geworden ist, vielleicht zu schnell für Menschen, die Schritt halten wollen, ohne ihre Wurzeln zu verlieren“, so der portugisische Regisseur und Kurator José Pinheiro. In den Arbeiten junger Filmemacher aus der Hafenstadt Porto habe sich daraus „ein nachdenklicher Unterton“ ergeben. Neben einer unbefangenen „Lust am Ausprobieren“. Und neben dem Wunsch, „ihre Gefühle durch das wunderbare Medium Film zu teilen.“

José Pinheiro ist einer von weltweit neun Kuratoren, die für das Filmfest „Cityzooms.Bremen.2003“ ein jeweils einstündiges Programm mit Kurzfilmen aus ihrer Heimatstadt zusammengestellt haben. Einzige Vorgabe bei der Auswahl: „Die Filmemacher dürfen noch nicht bei einer Agentur unter Vertrag stehen“, so Projektkoordinatorin Eva-Maria Grimm. Und das heißt: Es werden nur junge KünstlerInnen sein, die gerade versuchen, sich zu etablieren.

Was José Pinheiro für Porto übernahm, machten andere Kuratoren vor Ort in Los Angeles, Shanghai, Barcelona und Tokio. Zudem sammelte Caspar Stracke in New York Filme, die ihr „Augenmerk auf, über und zwischen die Architektur von Manhatten richten“, im krisengebeutelten Montevideo bemerkte Mario Jacob ein „Verlangen, Geschichten zu erzählen“, um „der umgebenden Realität zu entfliehen.“ In St. Petersburg laufe laut Anton Soloveitchik „alles sehr langsam“, wohingegen Kim Yun Tae für Seoul feststellt: „Die Stadt steht für Chaos, Schnelligkeit und Hektik“.

Nichts verbindet die neun Städte, außer, dass sie laut Ankündigung „Weltstädte mit Wasseranschluss“ sind. Nett, dass auch Bremen in die Liste mitaufgenommen ist und gleichberechtigt sein Kurzfilmprogramm zu „Cityzooms“ beisteuert. Zusammengestellt wurde der Bremer Beitrag vom Filmbüro, mit dabei sind Blaumeier-Filme, die Kay-Rolle mit Produktionen der freien Szene, preisgekrönte Dokus und Arbeiten der Trickfilm-Crew „Soulcage Department“.

Veranstaltet wird das Filmfest von der niedersächsisch-bremische Film-Födergesellschaft Nordmedia, und die hat für die Präsentation der Kurzfilmprogramme eigens eine kleine „Filmstadt“ vor dem Übersee-Museum gebaut: In zehn Übersee-Containern installiert Radio Bremen Sitzreihen und Großbildmonitore, jede Stadt bekommt ihren eigenen Container. Die Filme laufen vom 3. bis zum 11. Mai täglich nonstop in Schleife von 10 bis 22 Uhr. Der Eintritt ist jederzeit möglich und er ist: kostenlos.

Zusammen mit den Kuratoren wird pro Stadt ein Filmemacher nach Bremen kommen, um innerhalb von fünf Tagen einen einminütigen Film über die Hansestadt zu drehen. Unterstützt werden die jungen Filmer dabei von der hiesigen Szene: Einrichtungen wie das Deutsche Tanzfilminstitiut, das Waller Medienzentrum oder die Hochschule für Künste stellen ihre Schnittplätze zur Verfügung, außerdem haben sich Bremer MusikerInnen bereit erklärt, Filmmusiken beizusteuern. Unter anderen mit dabei: Marco Nola, der letztes Jahr zusammen mit dem Philharmonischen Orchester F. W. Murnaus „Faust“ vertonte, die Soul- und Rapmusikerinnen Sema und Derya Mutlu sowie Serge Weber, bekannt durch seine Musik zu Hans Kresniks Tanztheateraufführungen.

Die einminütigen „Bremen-Clips“ werden am 7. Mai um 20 Uhr in der Container-Stadt präsentiert, außerdem ist für den 10. Mai um 20 Uhr eine „Script-Session“ auf dem Theaterschiff angesetzt: Schauspieler lesen aus Katrin Heins unveröffentlichtem Drehbuch „Chiffre“, stellen den Text damit erstmals öffentlich auf die Probe.

Projektkoordinatorin Eva-Maria Grimm erhofft sich von „Cityzooms“ neben dem Belebenden Effekt des Kulturaustauschs eine „Stärkung der Bremer Medienszene“. Und das könnte klappen: Mitunter kommt Rückwind aus Übersee. Klaus Irler

Eröffnung am Freitag, 2.5., um 18 Uhr mit Henning Scherf und Party