: Die Schweiz, von innen betrachtet
Im Regenbogenkino wird von Freitag an ein neuer Blick auf die Bergwelt und über diese hinaus gelehrt
Die Schweiz ist natürlich Heidiland. Entsprechende Schilder an der Autobahn weisen frühzeitig darauf hin, und Heerscharen von japanischen Touristen fallen jedes Jahr ein auf der Alm, wo irgendein Bergbauer den Almöhi gibt. Knips knips, und wo ist jetzt das Heidi? Konsequenterweise ist Heidi in Japan ja vor allem als Comicstrip bekannt, was einerseits irgendwie lustig ist, aber auch traurig. Denn die Schweiz ist ja doch mehr als das, wobei man zunächst durchaus in der Bergwelt bleiben darf.
Es gibt sie ja wirklich, die Schweizer Almen, nur sehen die Geschichten, die sich dort abspielen, anders aus, und um sie zu zeigen, braucht es einen langen Atem. Die Zeit in den Bergen hat ihren eigenen Rhythmus, die Menschen sind wortkarg, die Annäherung gestaltet sich schwierig. Und so nimmt der Versuch, sich dieser doch sehr fernen Lebensweise zu nähern, selbst für Schweizer Filmemacher den Charakter einer Expedition an, einer Expedition ins Innere der Schweiz sozusagen. Auf was sie dort treffen, kann beim „Schweizer Dokumentarfilmmonat“ im Regenbogenkino besichtigt werden. Oft sind es Menschen in der inneren Emigration, abgeschnitten von der anderen, der fortschrittlichen Schweiz, die den Ton angibt und der sie doch nicht entrinnen können.
Diese andere Schweiz ist das zweite große Thema der Reihe. Es ist die Schweiz der Arbeitsimmigranten aus Italien und sonstwo, die Schweiz des versteckten Rassismus und der inneren Kämpfe. Von da ist es dann nur noch ein kleiner Schritt zurück in die Nazizeit, als die Schweiz vor den jüdischen Flüchtlingen ihre Grenzen dicht machte. „Closed Country“ heißt einer der Filme, der sich mit diesem Thema befasst, indem er Täter und Opfer einander gegenüberstellt. An Heidi möchte man da vielleicht doch nicht mehr denken.