: was sagt herr wichmann?
„Das ist ein strategisches Schweigen“
Herr Wichmann von der CDU, Helmut Kohl wurde gestern bei einem Auftritt in Bremen von einem Zuhörer mit Wein übergossen. Sein Kommentar: „Ein Fehler – es war kein Pfälzer Wein.“ Ist Kohl doch cool?
Das denk ich doch. Er ist ein Elefant in der Politik. Ich bin ja eher dünn. 1994 im Bundestagswahlkampf in Prenzlau war ich 16 und grade erst in die CDU eingetreten. Ich hab ihm die Hand gegeben – und es war eine riesige, große Hand, das war irgendwie beeindruckend. Er hat ja wirkliche Ausmaße, das muss man sagen.
Neue Unterlagen besagen, schon als Bundeskanzler habe er seinem Spezi Leo Kirch Vorteile verschafft. War Helmut Kohl doch korrupt?
Nein, er ist ein großer Politiker, da gibt es keinen Zweifel. Die Wende in der DDR hat das Volk erzwungen, aber er hat uns den Weg in die Bundesrepublik eröffnet. Das kann ihm auch diese dumme, dumme Spendenaffäre nicht streitig machen.
Fußballer Stefan Effenberg und Freundin entblößen sich für die Bild: sie trägt Augenbinde, zieht ihn aus. Geht das zu weit?
Eindeutig. Ich find das nicht richtig, im Grunde bricht Effenberg ein ungeschriebenes Gesetz. Die Privatsphäre hat nichts auf Titelseiten von Zeitungen zu suchen. Wenn so Grenzen erst mal fallen, dann provoziert das doch die Presse. Bei mir war das ja was anderes. Ich hab in einem Wahlkampfspot meine Frau dazugenommen. Aber für die Wähler finde ich es okay, dass die Frau zu sehen ist, die neben dem Politiker steht. Aber eben nicht im Wohnzimmer.
Und wie schlägt sich Frau Merkel heute?
Ich habe heute die Zeitung aufgeschlagen – und wieder nichts von ihr gelesen. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass das ein strategisches Schweigen ist. Jetzt soll die SPD ihren Krach mal unter sich ausmachen.
Herr Wichmann von der CDU (25) ist Politiker und Filmdarsteller aus der Uckermark. Er nimmt in der taz Stellung zu Fragen der Zeit. HerrWichmann@taz.de
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