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Archiv-Artikel

Riestern bis zur Rente

Zur privaten Altersvorsorge gibt es staatliche Förderung. Die Riester-Rente lohnt sich nicht nur für kinderreiche Familien mit niedrigem Einkommen, sondern bringt den meisten Sparern gute Renditen

VON ANDREAS LOHSE

Manche Leute hören einfach nicht zu. Oder machen sich schlechterdings Illusionen. So scheinen viele in der heute mittleren Generation der 30- bis 40-Jährigen noch immer zu glauben, ihre Rente wird sie später schon irgendwie über die Runden bringen. Wird sie ja vielleicht auch – irgendwie jedenfalls, sofern in der Zeit bis dahin hinreichend Lohn fließt, der anteilig auch in die Rentenkasse eingezahlt wird.

Ein 65-jähriger Arbeitnehmer hat nach mindestens 30 Jahren Arbeit und Beitragszahlung in die gesetzliche Rentenversicherung bei einem durchschnittlichen Nettoeinkommen von 1.500 Euro heute eine monatliche Rente in Höhe von 1.000 Euro – zwei Drittel des Arbeitslohns. Sicher, viele Investitionen und Versicherungspolicen etwa eines herkömmlichen Mittdreißigers fallen für den Senior weg, grundlegende Konsumgüter sind angeschafft. Dennoch: Um 500 Euro reduziert sich in diesem Fall pro Monat das Einkommen. Es hätte gut für einen Urlaub gereicht oder als Miete für eine bequeme Wohnung.

Die Höhe der gesetzlichen Rente hängt davon ab, wie viel und wie lange der Versicherte in die Rentenkasse eingezahlt hat. Klar ist: Es wird auf jeden Fall eine Deckungslücke zum bisherigen Einkommen entstehen. Die gilt es zu füllen – und zwar umso preisgünstiger und effektiver, je früher man damit beginnt.

Eine Form der Vorsorge ist eine staatlich geförderte Sparvariante. Benannt ist sie nach dem Ex-Arbeitsminister Riester, der im Zuge der Regierungsumbildung nach den letzten Wahlen dem neu ins Bundeskabinett geholten Wolfgang Clement weichen musste. Auch nach der im Mai 2001 beschlossenen Rentenreform stand die Altersvorsorge auf drei Säulen: die gesetzliche Rentenversicherung, die private Vorsorge und die betriebliche Vorsorge. Mit der Reform sollen die zweite und dritte Säule gestärkt werden. Damit zog sich der Bund weiter zurück, jeder Einzelne muss aktiver werden.

Zum Aufbau einer privaten Altersvorsorge gibt es ab 2002 finanzielle staatliche Unterstützung. Demnach kann jeder, der Pflichtbeiträge zur Rentenversicherung zahlt, gefördert werden; außerdem unter anderem Arbeitslose, nicht erwerbstätige Eltern in den ersten drei Lebensjahren ihres Kindes, Wehr- und Zivildienstleistende und pflichtversicherte Selbstständige. Entscheidend ist in jedem Fall die eigene Initiative, einen Zwang wird es nicht geben: Die Zusatzrente ist freiwillig.

Wer sich zum Abschluss eines Vertrags zur privaten Altersvorsorge entscheidet, kann aber nur dann mit staatlichen Zuschüssen rechnen, wenn er selbst einen Teil seines Lohnes investiert. Um die volle Zulage zu erhalten, musste zunächst jährlich ein Prozent (maximal 525 Euro) des sozialversicherungspflichtigen Bruttoeinkommens in eine betriebliche Altersvorsorge, einen Banksparplan, einen Investmentfonds oder eine Versicherung anlegen. Dieser Eigenanteil steigt in diesem Jahr auf zwei Prozent (maximal 1.050 Euro) und bis zum Jahr 2008 auf vier Prozent. Auch die Förderung steigt. Sind diese Vorgaben erfüllt, schenkt der Staat dem Riester-Sparer für 2004 eine Grundzulage von 76 Euro. Hinzu kommen 92 Euro pro Kind. Wer weniger als die Mindestsumme zur Riester-Rente beisteuert, erhält anteilig weniger Zulage.

Der Staat zahlt die Zuschüsse aber nicht für beliebige Vorsorgeprodukte, sondern nur für solche, die vom Bundesaufsichtsamt für das Versicherungswesen (BAV) „zertifiziert“ sind. Die Zertifizierungsstelle prüft jedoch nicht die Konditionen des Vertrages, sondern nur, ob die gesetzlich festgelegten Voraussetzungen für die staatliche Förderung erfüllt sind. Das Zertifikat ist also keine Garantie für Rendite und Qualität. Beantragt werden die staatlichen Zuschüsse rückwirkend, also 2004 für das Jahr 2003.

Experten meinen ohne Wenn und Aber: Einfach mitnehmen! Die Riester-Rente lohne sich nicht nur für kinderreiche Familien mit niedrigem Einkommen, sondern bringe den meisten Sparern hohe Renditen, urteilt die Stiftung Warentest. Allein durch die Zulagen sowie Steuerersparnisse erziele ein bei Vertragsabschluss 40-jähriger Sparer bis zum Rentenbeginn bei einem Bruttojahreseinkommen von 20.000 Euro eine Rendite von 2,5 Prozent. Hinzu kommt die Anlagenrendite je nach Art des gewählten Finanzproduktes.

Die Zeitschrift Finanztest hat beispielsweise bei der Untersuchung von Riester-Banksparplänen festgestellt, dass derzeit Renditen bis 5,3 Prozent zuzüglich der persönlichen Rendite anhand staatlicher Zulagen und Steuervorteile zu erzielen sind. Banksparpläne sind Ratensparverträge von hoher Sicherheit, das angesparte Geld wird mit Rentenbeginn in eine lebenslange Rente umgewandelt. Andere Varianten – mit höherem Risiko – erbringen höhere Renditen bis zu 8,5 Prozent pro Jahr (Fondssparplan), wobei der Erhalt des eingezahlten Kapitals in jedem Fall garantiert ist.