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Archiv-Artikel

Coca-Cola und der Club der alten Männer

Das Unternehmen mit der wertvollsten Marke der Welt hat an Börsenwert und Ansehen in der Wall Street verloren und steht nun erneut vor einem Umbau der Führungsspitze. Nur: Das Konzept, das der Aufsichtsrat damit verfolgt, ist keineswegs klar

AUS NEW YORK HEIKE WIPPERFÜRTH

Auf der Chefetage der mächtigsten Brausefirma der Welt geht es drunter und drüber. Gerade hat Douglas Daft erklärt, dass er Ende des Jahres als Leiter der Coca-Cola Company zurücktritt. Und Steven Heyer, bislang zweitmächtigster Mann, wird wohl nicht zum neuen Chef gekürt. Denn der Konzern hat einen Headhunter mit der Suche nach einem Nachfolger beauftragt. Zum zweiten Mal binnen fünf Jahren muss sich das Unternehmen mit dem wertvollsten Namen der Welt eine Spitze suchen.

Gleichzeitig wurde Donald Keough, Präsident von 1981 bis 1993, in den Vorstand berufen. Wichtige Entscheidungen soll der 77-Jährige allerdings seit langem beeinflusst haben. Die graue Eminenz kann am besten mit nahezu Gleichaltrigen wie den Starinvestoren Warren Buffett und Herbert Allen, die beide im Aufsichtsrat sitzen. Schon den Rausschmiss von Dafts Vorgänger Douglas Ivester soll Keough eingefädelt haben.

Die Wall Street beobachtet die Machtspielchen des Clubs der alten Männer mit Misstrauen. Unter der Überschrift „Was denkt sich der Aufsichtsrat“ warnte der Analyst Andrew Conway von der Credit Suisse First Boston: „Ein Management der lahmen Enten ist den Anforderungen der heutigen globalen Konsumerwelt nicht mehr gewachsen.“

Daft hinterlässt viele Probleme. So hat Coca-Cola eine Untersuchung der US-Börsenaufsicht SEC wegen angeblicher Betrügereien am Hals. Dass das Unternehmen Marketingzahlen aufgemotzt hat, um mit der Imbisskette Burger King ins Geschäft zu kommen, ist bereits zugegeben. Jetzt wird untersucht, ob auch Verkaufszahlen künstlich aufgebläht wurden.

Auch die Stimmung der Angestellten ist nicht besonders gut. Daft setzte Tausende auf die Straße, um Kosten zu sparen. Selbst mit dem Aktienkurs hatte er kein Glück. Nach einem Höchststand von mehr als 80 Dollar vor sechs Jahren hat sich der Kurs auf 53 Dollar eingependelt. Unter der Leitung von Roberto Goizueta war er dagegen von etwa 10 Dollar auf ungefähr 70 Dollar geklettert. Allerdings soll der legendäre Coca-Cola-Boss nicht immer die feinsten Methoden angewandt haben. In ihrem Buch „The Real Thing, Truth and Power at the Coca-Cola Company“, schreibt die Journalistin Constance Hays, Goizueta habe Analysten nicht mehr an Treffen teilnehmen lassen, die sich kritisch über den Konzern äußerten.

Ob ein neuer Leiter es schafft, die Coca-Cola-Company wieder auf Vordermann zu bringen, bleibt abzuwarten. Die Voraussetzungen sind da. Möglicherweise wird sogar eine Frau zum neuen Boss: Als Nachfolgerin von Daft soll auch Andrea Young, Leiterin des Kosmetikkonzerns Avon, im Gespräch sein.