Off-Kino : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Der deutsche Titel des Romans von Louis Sachar trifft es besser: „Löcher – Die Geheimnisse von Green Lake“ heißt es da, im Gegensatz zum Filmtitel, der in der Geschichte vom armen Pechvogel Stanley, der unschuldig in ein Straflager für Jugendliche wandert, nur ein einziges Geheimnis zu verorten weiß. Tatsächlich aber muss Stanley (Shia LaBoeuf) eine ganze Reihe von Rätseln lösen, die um obskure Familienflüche und eine verblichene Wildwest-Banditin (Patricia Arquette) kreisen, um Versprechungen von Vorfahren, die Generationen später doch noch eingelöst werden, und um Unmengen unglaublicher Zufälle. Und es geht um die Löcher, die Stanley und seine Mitgefangenen tagtäglich in der Wüste zu graben haben – angeblich zur „Bildung ihres Charakters“, wie es der Aufseher Mr. Sir (Jon Voight) formuliert. Der Film „Das Geheimnis von Green Lake“ (Regie: Andrew Davis) bietet eine anspruchsvolle Unterhaltung für ältere Kinder: Der von einem erstklassigen Schauspielerensemble getragene Film wahrt seine Geheimnisse bis fast zum Schluss und erzählt mit trockenem Humor nebenbei auch noch von der Bekämpfung des Fußschweißes und von guten Gründen, weshalb man aus Lettland auswandern sollte.
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Die Revolution bricht aus, und die Eltern des jungen Archibaldo sind entsetzt: Bedeutet das etwa, dass die abendliche Theatervorstellung ausfällt? Dann wird Archibaldos Erzieherin erschossen, doch der Tod schockiert den Jungen nicht besonders. Vielmehr legt er ein auffallendes Interesse für die schwarz bestrumpften Beine der toten Dame an den Tag. Natürlich: Wir befinden uns in einem Film von Luis Buñuel, und „Das verbrecherische Leben des Archibaldo de la Cruz“ handelt einmal mehr von den gedanklichen Zusammenhängen zwischen Bourgeoisie, Mord und fetischistischer Erotik. Die Erlebnisse seiner Kindheit lassen den mittlerweile erwachsenen Lebemann Archibaldo zum Triebtäter werden, dem allerdings auf etwas makabre Weise das Pech an den Hacken klebt: Immer wenn er seine mörderischen Fantasien in die Tat umsetzten will, kommt ihm irgendjemand zuvor, der die Damen ins Jenseits befördert. So wird es mit dem verbrecherischen Leben natürlich nichts, und Archibaldo muss sich anderswo abreagieren: In der wohl bekanntesten Sequenz des 1955 in Mexiko entstandenen Films schmilzt er eine Schaufensterpuppe, die einer seiner Bekannten aufs Haar gleicht, Stück für Stück in einem Ofen ein.
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Das Zwei-Farb-Technicolorverfahren war 1925 noch recht neu, als Regisseur Rupert Julian die Verfilmung von Gaston Leroux’ berühmten Gruselroman „Das Phantom der Oper“ in Angriff nahm und als Höhepunkt des Films einen fantastischen Maskenball im neuen spektakulären Farbverfahren drehte. Horrorstar Lon Chaney, der „Mann der tausend Masken“, spielt den verunstalteten irren Exmusiker, der eine junge Sängerin in die Katakomben des Pariser Opernhauses entführt und sich an jenen Menschen rächt, von denen er sich gedemütigt glaubt.
LARS PENNING