: Wer viele kennt, kann auch vermitteln
Das Diakonische Werk hat eine Initiative gestartet, die arbeitslosen Migranten zu Jobs verhelfen soll: Ehrenamtliche Mentoren sollen mit Kontakten aus ihrem Berufsleben helfen – und außerdem Tipps zur richtigen Bewerbung geben
VON DAVID DAUNER
Wolfgang Driescher hat seine Erfahrungen gemacht – und will keine Illusionen wecken: „Natürlich kann ich nicht jeden vermitteln. Manchmal ist es schon ein großer Erfolg, wenn man beim Arbeitssuchenden das Bewusstsein für die eigenen Stärken wecken kann“, sagt der ehrenamtliche Mitarbeiter des Projekts „Arbeit durch Management“ vom Diakonischen Werk. Driescher, der Arbeitslose bei der Jobsuche berät, wird sich gemeinsam mit anderen Mentoren künftig auch Rat suchenden MigrantInnen widmen.
Das Diakonische Werk startete gestern das Integrationsmodell „Mentoren für MigrantInnen“. Das Konzept ist so einfach, wie die Anforderungen an die Mentoren hoch sind: Ziel ist es, MigrantInnen zu einem Arbeitsplatz zu verhelfen. Die Betreuungsaufgaben reichen von Fragen wie „Wie schreibe ich eine Bewerbung?“ über einfache sprachliche Unterstützung bis hin zu mentaler Hilfestellung.
Die Mentoren, die sich das Diakonische Werk jetzt als ehrenamtliche Helfer wünscht, sollten langjährige Berufserfahrung haben. Wer schon lange im Berufsleben steht, so die Kalkulation, verfügt über gute Kontakte – und kann besser vermitteln. Manche der Mentoren sind sogar selbst arbeitslos und haben auf Grund ihres Alters trotz hoher Qualifikation keine Chance mehr auf dem Arbeitsmarkt.
So ist es auch Wolfgang Driescher ergangen. Der 55-jährige Diplom-Kaufmann ist seit einem Jahr arbeitslos: „Bei meiner Vermittlungsarbeit habe ich das Gefühl, mein Wissen sinnvoll einzusetzen.“ Oft wird er mit einem ganzen Bündel von Problemen seiner Klienten konfrontiert: Zur Arbeitslosigkeit kommen familiäre Streits oder Schulden hinzu. „Ich versuche dann erst die Grundprobleme zu lösen. Aber es ist klar, dass ich nicht seelsorgerisch tätig sein kann.“
Das Diakonische Werk arbeitet bei diesem Projekt eng mit der Arbeiterwohlfahrt und dem Deutschen Roten Kreuz zusammen. Finanziert wird „Mentoren für MigrantInnen“ durch das Equal-Projekt der EU. Ziel dieses bis 2006 laufenden Programms ist es, Strategien zur Bekämpfung von Diskriminierung und Ungleichbehandlung aller Art zu entwickeln.
„Oft werden berechtigte Ansprüche den Flüchtlingen nicht gewährt, weil diese nicht wissen, wie sie sich gegenüber dem Verwaltungsapparat durchsetzen können. Mentoren könnten da helfen“, betont Erika Basler vom Deutschen Roten Kreuz.
Doch nicht nur Flüchtlingen soll geholfen werden. Auch Migranten, die schon jahrelang in Deutschland leben, stehen vor großen Problemen, wenn sie ihren Job verlieren. Zu diesen Menschen habe die Arbeiterwohlfahrt die besseren Kontakte, betont Anke Otter von der AWO. Jede der drei Organisationen könne im Rahmen des gemeinschaftlichen Projekts ihren eigenen Schwerpunkt setzen und ihren Beitrag leisten. „Ob und in welchem Bereich wir damit Erfolg haben, wird sich noch zeigen“, sagt Projektleiterin Jutta Anne Kleber von der Diakonie.