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Archiv-Artikel

stadt am ende falscher kampf

Gelsenkirchen hat es eiskalt erwischt, die Konkurrenz der Länder mit billigem Lohn, langen Arbeitszeiten, geringem Streikrecht – kurz: die Globalsierung – ist mitten im Revier angekommen. Das hat selbst Oberbürgermeister Oliver Wittke (CDU) auf die Straße getrieben, Seite an Seite mit Gewerkschaften und Attacies protestierte er gegen die „geldgierige Wirtschaft.“ Doch anders als die Globalisierungs–kritikerInnen will Wittke nicht ArbeiterInnen-Rechte stärken, sondern der Wirtschaft Honig um den Bart schmieren.

Kommentar vonANNIKA JOERES

Schön soll es hier sein für die Unternehmen und „attraktiv“, sie sollen sich in subventionierte Bürogebäude setzen und in Kommunen ohne Gewerbesteuer. Dabei läuft dieser Wettlauf ins Leere – selbst ein kostenloses Bürogebäude kann nicht so viel Geld sparen wie die Ausbeutung indischer oder chinesischer ArbeiterInnen einbringt. Eine wegfallende Gewerbesteuer gleicht einen 14-Stunden-Tag in indischen Stahlfabriken nicht aus. Wer diesen Kampf aufnimmt, hat schon verloren: Die Arbeiter-Innen des Gelsenkirchener TRW-Werkes haben auf Resturlaub verzichtet, vier Schichten gefahren, ihre Arbeitszeitkonten gesenkt. Trotzdem kostet ein Arbeiter im tschechischen Dacice jährlich 8.000 Euro und hier 37.000 Euro, also geht TRW. Wittke sollte nicht nach drüben schielen, sondern auf die BürgerInnen gucken. Wenn ihr Geldbeutel wächst, tut es auch die heimische Wirtschaft. Zum Einkaufen fährt niemand in den Osten.