„Man muss schon ein bisschen bekloppt sein“

Die Kölner Autorin und Filmemacherin Britta Wandaogo (38) findet die Ideen zu ihren Arbeiten dort, wo sie lebt. Ihre Filme beschäftigen sich mit binationalen Ehen und sozialen Randgruppen – und sie nimmt sich viel Zeit für ihre Projekte

Sie gilt als Regisseurin von Dokumentarfilmen über binationale Ehen, soziale Randgruppen und Zwischenmenschliches. Aber solche Filme wollte sie im Grunde nie machen. Was andere denken, will sie hinterfragen. Auch ohne darauf zu antworten. „Ich will keine Frauenfilme, Außenseiterfilme oder Erklärstücke machen.“ Britta Wandaogo versteht sich weder als „Erzieherin, noch als filmische Missionarin“. Ihre Themen findet sie da, wo sie lebt: in Köln. Und sie setzt um, was ihr nahe liegt. „Ich glaube, meine Stärke ist, dass ich mich vor Leuten nicht so wichtig nehme. Ich muß mich durch die Filme nicht selbst verwirklichen.“ Das spiegele sich auch in den Filmen wider. „Beim Drehen ist man eigentlich der unwichtigste Part, die Präsenz ist wichtig.“

Aktiv im Geschehen zu sein, sich nicht von Gedanken an den Schnitt abzulenken. Das ist für Britta Wandaogo, Autorin, Kamerafrau, Tonfrau und Editorin in einem, das wichtigste in ihrem Job. Seit elf Jahren lebt die 38-jährige in Köln. Als „typisches Ruhrgebietskind“ wuchs Britta Wandaogo in Kamen auf. „Die Menschen dort sind so gerade, mit denen kommt man gut klar.“ Nach dem Kommunikationsdesign-Studium in Wuppertal kam sie 1993 nach Köln. Weil sie schon immer gern „was mit Bildern“ machte, entschied sie sich für ein Aufbaustudium an der Kunsthochschule für Medien. Zum Dokumentarfilm sei sie zufällig gekommen. „Das hat sich so ergeben.“

Die Ideen für ihre Filme nimmt sie aus ihrem Umfeld: „Ich tausche nicht mein Leben für die Themen, sondern das, was sowieso Teil meines Lebens ist, wird zum Film.“ Am dokumentarischen Arbeiten gefällt ihr, dass sie Gelegenheit hat, Menschen kennen zu lernen, die man sonst nur „kurz in der Straßenbahn gesehen hätte.“ Am Schreibtisch recherchieren interessiere sie nicht. „Du brauchst nur rumzulaufen, dann laufen Dir die Personen über den Weg.“ Trotzdem bedürfe es einer gewissen „Beheimatung“, damit sich im Lebensumfeld Themen ergeben. So habe sie anfangs in Köln ihr Filmprojekt über Junkies nicht umsetzen können, sondern habe den Dreh nach Dortmund verlegt, „weil ich da noch nicht genug in Köln beheimatet war“.

Ihren Erfolg führt sie darauf zurück, „einen Normalsterblichen, trotz aller Misere, mit Respekt im Film vorkommen zu lassen“. Sie lebe für ein Projekt vielleicht ein Jahr unter Junkies, es falle ihr aber nicht auf. „Was gerade ganz wichtig ist, ist nächstes Jahr vielleicht völlig nebensächlich.“ Manchmal schaue sie sich das Leben an wie einen Film. „Man muss vielleicht nicht bekloppt sein, aber so ein bisschen schon“, um sich über lange Zeit mit nur einem Filmprojekt zu beschäftigen. Anja Blanke

Zum Weltfrauentag am 8. März zeigt der NDR in der Nacht zu Montag zwei Filme von Britta Wandaogo. Um 23:45 Uhr „Die Krokodile der Familie Wandaogo“ (Sonderpreis des Deutschen Kurzfilmpreises 2003), um 00:45 Uhr „Liebe schwarz-weiß“ (Civis-Medienpreis 2001; Deutscher Sozialpreis 2002).