: Zu wenig Admirale
Die FDP begibt sich auf die Suche nach den Ursachen für ein Wahldebakel – und findet immer wieder nur sich selbst
Wer zu spät kommt, den bestraft der Wähler. Die FDP hätte die Koalition mit der Schill-Partei früher beenden müssen, zeigte sich der zurückgetretene FDP-Landesvorsitzende Leif Schrader auf dem Landesparteitag der Elbliberalen am Donnerstagabend geläutert. Diesen Schritt dem Bürgermeister zu überlassen, „war ein Fehler“, so Schrader. Dass die Liberalen das Bündnis mit Schill vielleicht aber gar nicht hätten eingehen sollen, darüber ließ sich der Ex-Parteichef nicht aus. So konnte der 35-Jährige nur noch einem „verheerenden Ergebnis“ hinterhertrauern. Und ankündigen, er stehe bei der Neuwahl des Landesvorstands im April erneut als FDP-Vorsitzender zur Verfügung.
Nach diesem kraftvollen Signal der personellen Erneuerung begaben sich die Liberalen auf Ursachenanalyse für ihr 2,8 Prozent-Debakel. Am Wahlkampf habe es schon mal nicht gelegen, verteidigte Schrader die „Olé, Olé“-Plakate seiner Partei: „Ich wüsste nicht, was wir in der Kampagne hätten besser machen können.“ Da wird wohl sogar der regierende Bürgermeister mit ihm einer Meinung sein. Nicht aber mit dem gescheiterten Spitzenkandidat Reinhard Soltau, der kritische Worte zur Mehrheitsbeschaffer-Strategie fand, auf die die Liberalen „zu einseitig“ gesetzt hätten.
Ein großer Fehler sei es gewesen, da sind sich Soltau und Schrader einig, in der Koalition nur einen Senator beansprucht zu haben. Ob zwei Kandidaten vom Kaliber eines Rudolf Lange die Elbliberalen nun wirklich entscheidend vorangebracht hätten, wagte niemand nachzufragen. Als Schmerz-Therapie verordneten sich die Liberalen den Blick nach vorn: Bei den Europawahlen werde sich die Partei nicht unterkriegen lassen. Muss nur noch eine Frage geklärt werden: Bei wem sich die FDP bei diesem Wahlspektakel als Mehrheitsbeschaffer andienen will.
Marco Carini