: „Füreinander sind wir alle Ausländer“
Taye Teferra, Leiter des „Oromo Horn von Afrika Zentrums“, glaubt nicht, dass einzelne Verbände den neu gegründeten Migrationsrat dominieren werden. Im Gegenteil: Kleine Gruppen brauchten die Unterstützung der etablierten Vereine
taz: Herr Teferra, im Migrationsrat hat jeder der elf afrikanischen Vereine zwei Stimmen, der Türkische Bund Berlin fünf. Da gehen Sie doch unter.
Taye Teferra: Nein. Oromo ist mit 200 Mitgliedern auch ein kleiner Verein. Und dennoch haben wir mit dem TBB schon viele Jahre gut zusammengearbeitet.
Aber es gibt diese Angst.
Kleine Gruppen fürchten immer, dass die Großen zu viel Macht haben. Einige haben sich nicht an der Gründung des Rates beteiligt, andere sind zu spät gekommen. Damit sind nicht alle zufrieden. Aber die kleinen Vereine brauchen auch die großen. Der TBB hat viel für alle Migranten erreicht. Und die Menschen dort sind auch für die Probleme nicht türkischer Migranten offen.
Der TBB soll der SPD nahe stehen. Fürchten Sie, dass Parteien den Rat beeinflussen?
Das versuchen Parteien überall, man muss sie ja nicht lassen.
Die Ex-Ausländerbeauftragte Barbara John hat die Türken sehr unterstützt. Günter Piening achtet stärker auf andere Gruppen. Stimmt dieses Bild?
Manche sehen das so und sprechen von einer Kulturrevolution. Ich denke, dass Piening mit dem Landesbeirat für Migration mehr Transparenz möglich gemacht hat, weg von den inoffiziellen Treffen. Er hat auch versucht, uns zusammenzubringen. Vielleicht ist er da ein wenig zu optimistisch, schließlich sind wir Migranten füreinander alle Ausländer. Aber es ist ein Anfang.
Die Afrikaner geben sich gern als neutrale Vermittler – zwischen Türken und Griechen, Juden und Palästinensern. Haben sie mit niemandem ein Problem? Araber haben lange Zeit Afrikaner versklavt – alles vergeben und vergessen?
Es stimmt, wir genießen Respekt bei anderen Gruppen, weil wir oft versuchen, als Neutrale zu vermitteln. Aber die Geschichte der Sklaverei beschäftigt unsere junge Generation. Sie beschäftigt auch junge Araber. Berlin spielt da eine große Rolle, hier unterhält man sich über solche Dinge.
Was wollen die Afrikaner im Migrationsrat erreichen?
Mehr Geld für unsere Arbeit bekommen wir nicht, es ist ja keins da. Aber wir sind durch unsere Hautfarbe sichtbar nicht deutsch und haben deshalb ein großes Interesse, mehr Toleranz und Wissen über Afrika zu vermitteln. Ich habe in Äthopien die Geschichte des Großen Kurfürsten gelernt. Hier denken viele noch immer, die Afrikaner hatten nie Könige. Wir können nicht auf dumme Skinheads schimpfen, wenn die Schulen ihnen nichts beibringen.