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Archiv-Artikel

Frauen bleiben Reservearmee

NRW-Frauenministerin Birgit Fischer gibt sich zum internationalen Frauentag optimistisch: Sie fordert den demographischen Wandel als Chance für mehr berufliche Gleichberechtigung zu nutzen

VON NATALIE WIESMANN

Frauenrechtlerinnen sehen im demographischen Wandel dieAussicht auf mehr Gleichberechtigung. „Der Rückgang von Arbeitskräften in unserer alternden Gesellschaft ist eine Chance für die Steigerung der Frauenerwerbstätigkeit“, so NRW-Frauenministerin Birgit Fischer vergangenen Donnerstag auf einer Veranstaltung anlässlich des internationalen Frauentags im Duisburger Landschaftspark Nord.

Die Erwerbstätigkeit von Frauen scheitert aber in Deutschland immer noch an unzureichenden Rahmenbedingungen, überkommenen Rollenklischees und einem kinder- und familienfeindlichen Klima. Von zentraler Bedeutung, so Fischer, seien ausreichende und bedarfsgerechte Kinderbetreuungseinrichtungen zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Andrea Hankeln, Projektleiterin für den Bereich Bildung und Qualifizierung bei der Projekt Ruhr GmbH, kennt die Lage im Ruhrgebiet. Kindergartenplätze seien zwar genug vorhanden, aber es mangele an Krippenplätzen für Kinder unter drei Jahren und Tagesstätten. Die Stadt Essen sei mit spärlichen 4,1 Krippenplätzen auf 100 Kinder weit über dem Durchschnitt von 2,5 in NRW, aber dennoch: „Die Zahl ermutigt Frauen nicht gerade, wieder in den Beruf einzusteigen“, sagt Hankeln.

Das Ruhrgebiet bekommt durch die stetige Abwanderung von Arbeitskräften seit den 80er Jahren die Folgen des demographischen Wandels zwanzig Jahre früher zu spüren als andere Teile Deutschlands. Hankeln sieht hier eine Chance, durch neue Kinderbetreuungsmöglichkeiten – wie die neu eingeführte offene Ganztagsgrundschule – die Erwerbstätigkeit von Frauen voranzutreiben.

„Wir wollen vor allem bei den niedrig qualifizierten Frauen im Ruhrgebiet ansetzen“, sagt Andrea Hankeln, Projektleiterin für den Bereich Bildung und Qualifizierung von der Projekt Ruhr GmbH. Vor allem Migrantinnen im Revier sollten verstärkt weitergebildet werden. Dazu gehöre in erster Linie die Sprachförderung.

Ute Klammer vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut in der Heinrich-Böckler-Stiftung warnt jedoch vor einer zu rosigen Aussicht: Langfristig würde es zwar zu einer gewissen Entlastung des Arbeitsmarkts kommen. Durch die fortschreitende Rationalisierung und die schrittweise Erhöhung des Rentenalters bliebe jedoch auch in Zukunft die Arbeitslosigkeit Thema. Vor allem würden niedrig qualifizierte Jobs weiter abnehmen.

Die Berufstätigkeit von Frauen sollte jedoch nicht nur im Interesse der Stabilisierung der sozialen Sicherungssysteme gefördert werden: „Frauen sind keine arbeitsmarktpolitische Reservearmee, die je nach bevölkerungspolitischer Konjunkturlage eingesetzt werden kann“, betont Fischer. Das Ziel bliebe gleiche Chancen für Frauen in allen beruflichen und gesellschaftlichen Bereichen – zu jeder Zeit.