Wald für zehn Euro

Im fast waldlosen Kreis Neuss sollen Autofahrer künftig für ein Aufforstungsprogramm spenden

NEUSS taz ■ Im Kreis Neuss gibt es Städte, Felder und Autobahnen. Nur eins fehlt zur blühenden Landschaft: Bäume. Mit nur acht Prozent Waldanteil ist der Kreis zwischen Köln und Düsseldorf eine der waldärmsten Regionen in ganz Deutschland. Geht es nach dem Landrat Dieter Patt (CDU), sollen das jetzt die Neusser Autofahrer ändern.

Wer sein Auto beim Straßenverkehrsamt an-, ab- oder ummelden will, bekommt ab heute neben den Formularen der Behörde einen Flyer in die Hand gedrückt: „Fahren sie ab auf mehr Wald“, lautet die stylische Ansprache. Die Flyer sind Teil der PR-Aktion „Autos für Bäume“, mit der Autofahrer dazu animiert werden sollen, zehn Euro für ein Waldvermehrungsprogramm des Kreises zu spenden – quasi als Wiedergutmachung dafür, dass sie mit ihren Abgasen die Luft verpesten.

„Wenn die Kommunalfinanzen angeschlagen sind, muss man die Bürger dazu animieren, selbst etwas für ihre Umwelt zu tun“, sagt Kreissprecher Harald Vieten. Zwar habe der Kreis seit 1988 125 Hektar neuen Wald angepflanzt – „20 Fußballfelder in 16 Jahren immerhin“, wie Vieten stolz vorrechnet – nun aber setzt man auf private Initiative. Aber: „Zum Schwarzwald werden wir nie“, prophezeit er.

Erhard Demmer, Vorsitzender der Neusser Kreisgrünen, kritisiert die Aktion als „PR-Gag“ des Landtags. „Mit Umweltpolitik hat das wenig zu tun“, findet er. Große Autohändler, die Fahrzeuge in Massen anmeldeten, würden nicht in das Projekt einbezogen. Auch würden meist nur Flächen auf dem Land zur Bepflanzung freigegeben und teure städtische Grundstücke in der Innenstadt nicht.

Tatsächlich forciert Landrat Patt dort ein anderes Projekt: Den Bau eines Motodroms auf dem Gelände der jetzigen Galopprennbahn. Durch den Motorsport solle Neuss künftig in einem Atemzug mit Spa oder Monza genannt werden, frohlockte er im Dezember. Ob die Investoren der Rennstrecke auch für den Neusser Wald gespendet haben ist übrigens nicht bekannt. KLAUS JANSEN