: Pisa ernst nehmen
Nord-SPD will dreigliedriges Schulsystem auflösen. Lob von GEW und Grünen. CDU wähnt Klassenkampf
Hamburg taz ■ Mutiger als andernorts zeigte sich am Wochenende die SPD Schleswig-Holstein, als sie bei ihrem Parteitag in Norderstedt ein neues bildungspolitisches Programm beschloss. „Wir nehmen die Erkenntnisse aus Pisa ernst“, erklärte der Vize-Landesvorsitzende Detlev Buder. Binnen drei Legislaturen soll es eine gemeinsame zehnjährige Schule für alle Kinder geben, so wie es in den meisten europäischen Staaten üblich ist.
Die derzeitige Trennung der Kinder schon nach Klasse vier in vier Schulformen sei „langfristig nicht zukunftsfähig“, heißt es in dem Beschluss, der im Beisein von Pisa-Forscher Andreas Schleicher gefällt wurde. Deshalb soll sich nun „organisch aus dem bestehenden Schulwesen“ ein neues entwickeln. Bestehende Schulzentren oder Realschulen mit Hauptschulteil sollen sich zu einem kooperativen System entwickeln und die Trennung der Schüler nach Klasse vier „schrittweise überwinden“. Darum sollen sie auch mehr Unterrichtsstunden bekommen.
Schleswig-Holsteins Grüne, die bereits im Herbst mit ähnlichen Plänen vorgeprescht waren, lobten den Beschluss als zukunftsweisend. „Die SPD hat gute Argumente. Längeres gemeinsames Lernen aller Kinder wie in Skandinavien könnte auch bei uns zu besseren Ergebnissen führen“, erklärte auch der GEW-Landesvorsitzende Kai Niemann. CDU-Landeschef Peter Harry Carstensen sprach dagegen von einer Rückkehr zum „schulpolitischen Klassenkampf der 70er Jahre“. KAIJA KUTTER