Chefin ohne Worte

Die neue Leiterin der Kunsthallen-Gegenwartsgalerie weiß noch nicht, wie viel Moderne sie zeigen kann. Immerhin wagt die Kunsthalle 2009 eine Manson-Ausstellung

Jetzt ist sie also da, die neue Leiterin der Galerie der Gegenwart. Sagen mag Sabrina van der Ley, Ex-Chefin des Berliner Art Forums, die sich gestern in der Kunsthalle präsentierte, noch nichts. Weder zum geplanten Programm noch zu der Frage, wie hoch der Anteil zeitgenössischer Kunst in der Gegenwartsgalerie künftig sein wird.

Das wäre ein interessanter Punkt angesichts der Tatsache, dass hier derzeit Gemälde und Zeichnungen von Jakob Philipp Hackert gezeigt werden – einem Zeitgenossen Goethes. Zudem war der Kuratorenposten der Galerie seit dem Weggang Christoph Heinrichs im September 2007 vakant, aus Kostengründen. Dass Kunsthallen-Chef Hubertus Gaßner ausgerechnet an dieser Stelle sparte, hatte Spekulationen über eine grundsätzliche Abkehr von der Gegenwartskunst genährt.

Dass dem vorläufig nicht so ist, zeigt das Kunsthallen-Programm des kommenden Jahres: Dieses beginnt mit der provokanten Ausstellung „Man Son 1969 – Schrecken der Situation“. Darin befassen sich 35 internationale Künstler mit dem Abgleiten der Hippie-Bewegung in eine teils mordende Gemeinschaft, wie sie der US-Amerikaner Charles Manson verkörperte. Auch die Neubewertung des Vietnamkrieges, die Mondlandung sowie die Radikalisierung der deutschen Studentenbewegung hin zur späteren RAF werden Themen sein.

Irritierend, vielleicht aber philosophisch interessant auch jene Gemälde von dem Tänzer Vaclav Nijinsky: Kaum jemand weiß, dass er abstrakte Farbkompositionen schuf wie Sonja Delaunay, und den Rhythmus seines eigenen Tanzens in die Malerei übertrug. 100 Nijinsky-Arbeiten aus der Stiftung des Hamburger Choreographen und Ballettchefs John Neumeier wird die Kunsthalle im kommenden Jahr ausstellen.

Unbekannt dürfte auch der 1809 verstorbene dänische Historienmaler Nicolai Abildgaard sein. Er war Hofmaler in Kopenhagen und widmete sich griechischen und nordischen Mythen – inklusive der „Ossian“-Gesänge. Die stammten angeblich aus dem Mittelalter, waren aber eine geniale Fälschung aus dem 18. Jahrhundert. Garantiert sind dagegen wohl die niederländischen Zeichnungen von 1500 bis 1800 die im September gezeigt werden: Sie stammen aus eigenen Beständen und wurden in den vergangenen vier Jahren aufgearbeitet. PETRA SCHELLEN