: Eine starke Stimme im Exil
Schluss mit „Ja, aber“. Die irakische Erzählerin Huda Al Hilali will Menschen, die zuhören, statt ewig zu diskutieren: Sonnabend gastiert sie im Kulturhaus Eppendorf
Wie ihre zentrale Geschichte an diesem Abend heißen wird, weiß sie noch nicht. Huda Al Hilali, deren Erzählband Von Bagdad nach Basra gerade vergriffen ist, möchte aber auf jeden Fall ihr Programm so aktuell wie möglich gestalten und auf die Situation im Irak eingehen.
Sie selbst hat den Irak vor 27 Jahren verlassen. Damals arbeitete sie als Fernsehredakteurin, aber die Angst vor dem, was um sie herum passierte, ließ sie nicht los. Freunde und Verwandte wurden verhaftet, gefoltert. Zunächst versuchte sie, den Problemen auszuweichen: „Man lebt sein normales Leben weiter, schauspielert. Irgendwann stellt man fest: Man hat aufgehört, auch nur annähernd das zu sagen, was man wirklich denkt.“ Das war der Moment zu gehen.
Inzwischen ist Hilali in Deutschland für ihre Sprachgewandtheit und Fabulierkunst bekannt. „Scheherezade der Moderne“ nannte sie der Stern. Auch als „genuine Kulturvermittlerin zwischen Abend- und Morgenland“ wurde die 56-Jährige gefeiert. Blumige Namen, wenn es um die Umschreibung eines Erzählens geht, das orale Traditionen und kafkaeske Techniken verbindet.
Erzählend möchte sie auf diejenigen aufmerksam machen, die ihre Heimat verloren und im Asyl keine zweite gefunden haben. „Diese Menschen kommen mit der Hoffnung hierher, dass ihnen etwas Wärme zurückgegeben wird. Aber hier herrscht eine große Distanzierung.“ Für sie geht die engagierte Frau auf die Bühne – auch wenn sie heute noch manchmal Angst verspürt. Selbst im Ausland fühlte sie sich überwacht von „den Machthabern“ – wie sie Saddams Regime jahrelang nannte.
Ihre Geschichten sind jedoch keinesfalls nur düster – Wut und Trauer wechseln sich ab mit Humor und Hoffnung. Wichtig ist ihr, das Publikum zu fesseln: „Das will ich: ein deutsches Publikum, das nicht ständig diskutiert und sagt ‚Ja, aber‘. Sondern zuhört.“ Julia Berg
Sa, 20 Uhr, Kulturhaus Eppendorf