theater : Immer schön in Deckung bleiben
Das Leben ist ein Spiel und zwar ein ziemlich böses. Regel Nr. 1: Wer zuerst die Wahrheit sagt, ist der Loser. Regel Nr. 2: Menschen, die am Abgrund stehen, bekommen einen Schubs. Mit diesem Spiel schmarotzen sich Katja und Martin durchs Leben.
Wie und warum sie dabei am Ende grandios scheitern, erzählt Jan Neumann in seinem amüsanten Theaterstück „Goldfischen“, das am Dienstag in der Halle Kalk seine gefeierte Uraufführung hatte. Die Geschichte, die der gelernte Schauspieler in seinem Erstlingswerk erzählt, kommt in weiten Teilen rasant und ziemlich zeitgeistig daher. Es ist viel von Drogen und Sex die Rede (und auch zu sehen), und harte Worte, Bierdosen und Fritten fliegen über die Bühne, dass es eine Art hat. Schnell wird der Zuschauer von dem Lügengespinst gepackt, das das partygeile Pärchen um Nick, sein „Spielzeug“ und Opfer, spinnt.
Dass die gespannte Erwartung, wohin das Spiel die Protagonisten wohl führt, bis zum Ende des Stücks hält, ist vor allem den überzeugenden Leistungen der drei Schauspieler zu verdanken, die auch manche Plattitüde im Text gut überspielen. Etwa wenn Martin am Schluss erzählt, dass auch er jetzt Job, Wohnung, Telefon habe – und sich selbst auf den AB spricht zum Beweis, dass es ihn wirklich gibt. Oder wenn die drei Pseudofreunde sich beim „Marken-Spiel“ gegenseitig im Aufzählen von Markennamen übertrumpfen. In solchen gesellschaftskritisch sein wollenden Passagen ist „Goldfischen“ einfach zu platt, um anregend oder gar aufrüttelnd zu wirken. Dazu trägt allerdings auch die Inszenierung (Regie: Susanna Enk) bei, die es hie und da zur plakativen Holzhammermethode drängt. So muss man die Schauspieler nicht an Haken aufhängen (wie zuvor die Goldfische), um zu zeigen, wie tief Menschen fallen können, die anderen vertrauen.
Gut funktioniert das Stück, wo es sich um Wahrheit und Lüge dreht. Dass wir alle vor anderen und uns selbst ein Spiel spielen, ist zwar keine besonders originelle These. Aber zu beobachten, wie Martin und Katja gemäß ihrer eigenen Devise („Immer schön in Deckung bleiben, nur nichts Echtes“) hereingelegt werden, ist einfach höchst unterhaltsam. SUSANNE GANNOTT
„Goldfischen“: Halle Kalk (Neuerburgstraße, Köln), 11.-14.3. und 16.3., 19.30 Uhr (Karten: 0221-221-28400)