: Praxis in der Tiefe
Bachelor-Master-Reform bringt Probleme für Studierende. Diskussion mit Unternehmern an der HAW
Sehr zurückhaltend, so als gäbe es kaum Widerspruch, hat sich die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) bislang zu den Empfehlungen der Dohnanyi-Kommission verhalten. Gestern nun gab es am Campus Berliner Tor einen „Tag des Dialoges“, bei dem deutlich wurde, dass dies nicht stimmt. Denn Dohnanyi schlägt vor, dass 80 Prozent der HAW-Absolventen künftig nur den Bachelor-Abschluss machen, der zwei Semester kürzer ist als das bewährte Diplom.
Es gebe eine „Fülle von Ängsten“, sagte HAW-Vizepräsidentin Ulrike Arens-Azevêdo, die eine Diskussion mit Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) und Wirtschaftsvertretern moderierte. So würde bei verkürztem Studium entweder die „fachliche Tiefe“ oder der „Praxisbezug“ leiden. „Wir schätzen die Absolventen der HAW sehr“, sagte auch Airbus-Personalchef Ulrich Krehahn. Er frage sich aber, ob man nach nur drei Jahren die „gleiche Qualität“ bekomme.
Zur Disposition stehen die halbjährlichen Praktika der HAW-Diplomstudiengänge. Für einen Bachelor-Studiengang der Informatik wurde dies bereits auf zehn Wochen reduziert. „Wir haben große Schwierigkeiten, Praktika zu bekommen. Einige Unternehmen handeln mit uns, wir sollten unser Studium um ein halbes Jahr verlängern“, berichtete eine Studentin.
Wenn ein „Praxisverzicht“ von keiner Seite gewollt werde, sei wohl eine „kritische Durchsicht der Curricula“ nötig, schlussfolgerte Senator Dräger, für den ein Abweichen von der Bachelor-Master-Struktur nicht mehr in Frage kommt. KAIJA KUTTER