: Kunststreit an der Ossietzky-Universität
Nachdem Künstler Volker Wohlfarth ihn der Zensur bezichtigt, attackiert der Leiter der Uni-Bibliothek den Urheber des „deutschen Bücherhaufens“: Seine mangelnde Professionalität sei schuld am vorzeitigen Abbau der Installation
Mangelnde Professionalität des Künstlers sei der Grund für den vorzeitigen Abbau der Installation „der deutsche Bücherhaufen“. Mit diesem Gegenangriff reagierte gestern der Leiter der Oldenburger Universitätsbibliothek, Hans-Joachim Wätjen, auf den Zensur-Vorwurf des Urhebers (taz von gestern). Der Oldenburger Künstler Volker Wohlfahrt hatte das Werk „Der deutsche Bücherhaufen“ für die Carl von Ossietzky Uni konzipiert. Es sollte noch bis zum 16. Mai im Rahmen der niedersächsischen Mahn- und Gedenktage zum 70. Jahrestag der Bücherverbrennung im Foyer der Bibliothek an die geistige Komplizenschaft eines Großteils deutscher Akademiker mit den Nazis erinnern.
„Die Idee war gut“, rechtfertigte Wätjen den vorzeitigen Abbau am vergangenen Wochenende. „Aber an der Umsetzung haperte es“. So hätte„Wohlfahrt keinerlei Öffentlichkeitsarbeit betrieben“. Die Vernissage sei aus diesem Grunde „zum peinlichen Ereignis“ geworden. Nur die Festredner und der Künstler selbst hätten sich in der Bücherei versammelt. Zudem habe der versprochene Bücherhaufen aus nur einem Buch bestanden.
Der Künstler hingegen sieht in dem frühzeitigen Abbau eine „Verletzung meines Urheberrechts“. Er und andere in der Gewerkschaft Verdi organisierte Künstler werfen der Uni vor, sie beschmutze ihren Namen und zensiere 70 Jahre nach der Verbrennung der Schriften ihres Namenspatrons die künstlerische Freiheit.
Dass nur ein Buch den Haufen ausgemacht habe, sei Bestandteil des Konzepts gewesen. Der unverstandene Künstler, der den Oldenburgern vorwirft, sie bekämen „in Sachen Kunst eh nichts gebacken“ wollte mit dem Folianten bloß den Grundstein für die Installation gelegt haben. Ebenso wie vor 70 Jahren hätten die Studenten selbst den Bücherberg zusammentragen sollen. Doch diese haben das offenbar nicht verstanden. „Pisaprimaten“ urteilt deshalb Wohlfahrt und wirft ihnen „Ignoranz und fehlendes Geschichtsbewusstsein“ vor. Die Leitung der Uni verteidigt ihre Studenten: „aufgrund fehlender Information konnten die Studenten das Werk nicht verstehen.“ Esther Brandau