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Archiv-Artikel

Lärchen bleiben Märchen

Krach um Tropenholz in neuen Knast-Fenstern: Niedersachsens Grüne vermuten Raubbau, der Finanzminister verspricht, in Zukunft genauer hinzuschauen

Hannover taz ■ Fenster aus illegal gerodetem Tropenholz sollen im Gefängnis in Rosdorf bei Göttingen eingebaut werden, befürchten die niedersächsischen Grünen. Greenpeace hatte kritisiert, dass in der in Bau befindlichen Justizvollzugsanstalt so genanntes Meranti-Holz verwandt wird. Angeblich stammt das besonders widerstandsfähige Holz von Plantagen, würde also den Urwald nicht zerstören.

Genau das bezweifeln Greenpeace und die Grünen: Zumeist stamme als „Meranti“ deklariertes Holz aus der illegalen Rodung von Regenwäldern. Die einzigen Tropenhölzer aus sozial wie ökologisch verträglicher Produktion seien vom „Forest Stewardship Council“ (FSC) zertifiziert. „Wir wollen, dass die Landesregierung eindeutig erklärt, dass bei zukünftigen Bauvorhaben nur noch Hölzer mit dem FSC-Label verwendet werden“, forderte jetzt der umweltpolitische Sprecher der Partei, Hans-Jürgen Klein. Und verwies darauf, dass das Land am besten nur heimische Lärchen ankaufen solle.

Auch sei die Regierung „auf dem Holzweg“, wenn sie meine, exakte Auskünfte über die Herkunft von Tropenhölzern in verschiedenen Landesprojekten vorgelegt zu haben. Am Donnerstag hatte der für die Beschaffung zuständige Finanzminister Hartmut Möllring (CDU) noch mitteilen lassen, er habe die Verwendung von „Tropenholz mit zweifelhafter Herkunft gestoppt“. Schon seit 1992 dürfen Edelhölzer aus tropischen Regenwäldern nicht mehr vom Land angekauft werden. Allerdings sei diese Vorschrift zu SPD-Zeiten offensichtlich nicht hart genug angewandt worden. Möllring legte als Beweis ein „Certificate“ eines indonesischen Lieferanten für Holz für den neuen Knast in Sehnde bei Hannover vor. 70 Prozent des aus Indonesien stammenden Holzes gelten als illegal gerodet.

Das „Zertifikat“ aus dem Jahr 2002 behauptet aber, das gelieferte Holz stamme aus „nachhaltigem“ Anbau. Das schien damals selbst dem deutschen Zwischenhändler nicht als vertrauenswürdig: Für die Richtigkeit dieser Angaben könne er „keine Gewähr übernehmen“, unterschreibt der Händler aus Barsum. Ob nun Öko- oder Raubbau-hölzer in Bauten des Landes verwendet wurden, könne also „heute nicht mehr beurteilt werden“, betonte der Finanzminister. Die für den Neubau der JVA Rosdorf eingereichten Zertifikate würden derzeit geprüft. Immerhin verspricht Möllring, in Zukunft genauer hinzuschauen. Ohne eindeutige Zertifizierung werde „kein Tropenholz mehr verwendet“. Ob er mit „eindeutig“ allerdings das Öko-Label „FSC“ meint, ließ Möllring dabei offen. Kai Schöneberg