Bremer Lösung: Aus alt mach weg

Scherf & Perschau verkünden eine weitere Weichenstellung für Radio Bremen Umzug: Damit der Sendesaal wegkommt, wird die Denkmalschutzbehörde kaltgestellt. Nur so habe der Sender eine Chance, sein Gelände zu verschachern

Bremen taz ■ Den Weg für den Umzug von Radio Bremen ins Faulenquartier – politisch korrekte Sprachregelung: Stephaniviertel – hat der Senat gestern freigeschossen. Unter „fachgerechter Abwägung“ sei der „weitere Fortbestand des Sendesaals nicht vertretbar“, heißt es in der einschlägigen Erklärung. Klarer formulierte es Senatspräsident Henning Scherf: „Eine Unterschutzstellung wird es nicht geben.“ Weil Radio Bremen sonst „keine Chance“ habe, das Rundfunk-Gelände in der Vahr zu vermarkten.

Zugleich habe man sich bezüglich des Fernsehstandorts dafür entschieden, den Projektentwicklern eine „Fachmarkt-Agglomeration“ nahezulegen, sekundiert Wirtschaftssenator Hartmut Perschau. Die Folge: Der erwartete Verkaufspreis für das Osterholzer Gelände wird kaum zu erzielen sein. Aber schließlich sei „Radio Bremen Herr des Verfahrens“, so Perschau. „Was wir hier machen, ist Wirtschaftsförderung für Radio Bremen.“

Der Blick schweift durch den Ratssaal. In einer Ecke: ein Clipboard. „2 Rechteck“, ist dort per Fettstift notiert, „+ 2 Dreieck + 2x +8L =Schnüffler“: Das Interessante an der Bremer Arithmetik ist, dass man mit derselben Rechnung zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen kann. So stellt man beim Sender fest, dass der Senatsbeschluss gerade „neue Lasten“ aufbürde. Sieht der doch vor, dass Radio Bremen die „auftretende Finanzierungslücke durch erhebliche Eigenbeiträge abzubauen“ habe. Zugleich hält der Verein der Freunde des Sendesaals den für den Erhalt des historischen Studio F veranschlagten Investitionsbedarf von 4,5 Millionen Euro für überhöht. Ihr Gegengutachten erreicht nur eine Summe von 1,4 Millionen.

Gleichviel: „Völlig abwegig“ wäre es jedenfalls laut Perschau, „zu glauben, man könne einen privaten Investor finden, der den Saal übernimmt, ihn weiter betreibt und das Defizit durch die aus dem Gelände ausgeschnittene Fläche ausgleicht.“ Das sage er ausdrücklich auch als Kultursenator, der sich fragen müsse, ob ein „isolierter Betrieb des Sendesaals ohne Sender Sinn machen“ könne. Dass die öffentliche Hand eingriffe: Ausgeschlossen – „dafür müssten die Eckwerte für Kultur erhöht werden“.

Als „bedauerlich“ bewertete Landeskonservator Georg Skalecki den Senatsbeschluss. Der Entscheidung seien jedoch „faire Verhandlungen mit der Politik“ vorausgegangen. „Ich kann sie nicht gutheißen, vermag ihr aber letztlich auch nichts entgegenzusetzen.“ Bes

Siehe auch S.23