WOCHENÜBERSICHT: KUNST : Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Dekorative Gittermotive schieben sich von rechts nach links durchs Bild. Durch sie hindurch kommen Türen oder Fenster ins Blickfeld, durch die hindurch wiederum die Sicht in einen Wald frei wird. Schicht über Schicht stapeln Lansing-Dreiden ihre Motive, um in ihrem Video „An Effect of the Night“ (2003) die immense Tiefe eines Raums zu erzeugen, der eine interessante Mischung aus Stilelementen von Art déco, Gotik und Modernismus ist. Lansing-Dreiden nennt sich eine Firma. Vier hyperaktive Freunde bilden das Kollektiv, das zwischen Kunst und Kommerz nicht unterscheidet und Musik, Design und Videos produziert und nun mit einem Stipendium von Artadia, The Fund for Art and Dialogue bedacht wurde.
Die Stiftung, die 1997 von dem Investmentbanker Christopher E. Vroom in New York gegründet wurde, sucht Künstler dezidiert im Umfeld ihres Heimatortes zu fördern, um ihrer Abwanderung in die Kunstzentren der Vereinigten Staaten entgegenzuwirken. Es geht also darum, dass die Provinz etwas weniger provinziell werde und über ihre Künstler nicht den Anschluss an den Rest der Welt verliere.
Fünf dieser Stipendiaten hat nun Rilana Vorderwühlbecke nach Berlin geholt, im Rahmen der „American Season 2004“, und tatsächlich zeigen sie sämtlich Arbeiten, die den Besuch der Galerie momentum lohnen. Nick Browns lackschwarz glänzenden Scherenschnitte untersuchen die zahlreichen Wohnungen seiner Kindheit. Man könnte sich einige Geschichten dazu einfallen lassen, vielleicht wie sie den wilden Bestien in Trenton Doyle Hancocks Radierungen in Textblasen aus ihren Rachen quellen. Rachel Neubauers hyperästhetische Kunststoffobjekte dagegen entziehen sich jeder narrativen Deutung. Und Anne Wilsons Fotostills einer Landschaft aus aufgespießten Resten von Spitze bezaubern einfach.