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Archiv-Artikel

Tuberkulose nimmt zu

Weltgesundheitsorganisation warnt: Tuberkulose-Erreger werden resistenter. Medikamente versagen häufig

LONDON/BERLIN ap ■ Bei immer mehr Tuberkulose-Kranken versagen herkömmliche Medikamente. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnte in einem gestern veröffentlichten Bericht vor einer zunehmenden Zahl von Tuberkulose-Erregern, die mit gängigen Antibiotika nicht mehr bekämpft werden können. Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin sprach von einer steigenden Tendenz auch in Deutschland.

Vor allem in der ehemaligen Sowjetunion seien zahlreiche TBC-Stämme bereits immun gegen zwei oder mehr gängige Medikamente, heißt es im WHO-Bericht. Auch in China, Israel und Ecuador seien solche mehrfach resistenten Erreger beobachtet worden. Der Anteil der gegen eines der fünf Standardmedikamente resistenten Tuberkulose-Erreger hat nach RKI-Angaben in Deutschland 2002 bei 12,1 Prozent gelegen. 2001 habe der Anteil noch 10,9 Prozent betragen. 2002 seien 7.684 Menschen neu an Tuberkulose erkrankt. „Die Tuberkulose muss daher in Deutschland mit allen Mitteln verhindert und therapiert werden“, erklärte RKI-Präsident Reinhard Kurth. In den Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion hat sich laut RKI die Tuberkulose-Sterblichkeit seit 1990 nahezu verdreifacht. Wegen oft unzureichender medizinischer Versorgung könne eine Tuberkulose-Erkrankung dort gleichbedeutend mit einem Todesurteil sein, sagte der Berliner Lungenfacharzt Robert Loddenkemper.