: Züge voller nasser Bestien
Wehret den Anfängen! Tierschützer fordern die BahnCard für Hunde
Trotz allem, mitunter ja auch berechtigten Ärger über die Bahn, reist man doch immer wieder mit ihr und durchaus auch gern. So richtig auf den Hund kommen soll sie deshalb bitte nicht. Genau das aber droht nun dem gebeutelten Unternehmen. Denn mit den deutschen Hundefreunden hat sich jetzt der breiten Phalanx der Bahnbenörgler eine weitere und zudem unangenehm einflussreiche Gruppierung zugesellt, deren hündische Ansprüche an das Bahnfahren einem selbiges endgültig vergällen könnten.
Als ob es nicht schon Zumutung genug wäre, dass Hunde überhaupt Bahn fahren dürfen, fordert die Hundefraktion, vertreten durch den mächtigen Tierschutzbund, nun auch noch hundefreundlichere Fahrpreise. Sogar eine BahnCard für Hunde soll her, so verlangen es die deutschen Herrchenmenschen, und auch die Frauchen wollen: Wenn ihre Hunde schon wie Kinder bezahlen, dann sollen sie auch tariflich deren Rechte haben; als ob Hunde ihre Tickets selbst bezahlen.
Laustark bebellt das Lobbyistenblatt TierBild diese angeblich schreiende, in Wirklichkeit jedoch allenfalls winselnde Ungerechtigkeit der Ungleichbehandlung zwischen Kind und Tier: „Während Kinder bis zum Alter von 14 Jahren kostenlos mit ihrer Familie Bahn fahren dürfen, ist für Hunde, die nicht in ein geeignetes Reise-Behältnis passen, der halbe Fahrpreis zu entrichten.“ Als ob Hunde Familienangehörige wären.
Davon abgesehen gehört das Hundealter immer noch nach Hundejahren bemessen. Demnach sind Hunde bereits nach zwei Menschenjahren 14 und wären dann aus dem begünstigten Alter heraus. Oder soll ausgerechnet hier die artgerechte Alterszählung nicht mehr gelten, um für bahnreisende Hunde den lebenslangen Tarifvorzug der Unter-14-Jährigkeit durchzusetzen?
Im Hundefahrpreis, so fordern die Tierschützer weiterhin, sollen Frühbucherrabatte und sämtliche Ermäßigungen ebenso eingeschlossen sein wie möglicherweise auch noch das Recht auf Sitzplatzreservierung und das Sammeln von Bonuspunkten. Darüber hinaus will die Hundelobby bessere Beförderungsbedingungen für ihre Klientel erreichen. So soll der bisher vorgeschriebene Maulkorbzwang im Zug entfallen. Auch dass Hunde im Waggon bislang nur auf dem Boden liegen dürfen, wird bemeckert. Als ob nicht schon dagegen alles spricht, was man mit einer unbeschwerten Zugfahrt verbindet.
Aber in einem Land, in dem Hundebesitzer ihre klatschnassen Bestien ungeniert mit ins Restaurant nehmen und, wenn überhaupt, nur halbherzig einschreiten, wenn sie dort ihre seibernden Lefzen anderen Gästen auf den Teller legen oder vor deren Augen ständig ihr ausgefahrenes Ding belecken, ist es wohl zwecklos, den bahnreisenden Hund grundsätzlich in Frage zu stellen.
So weit kommt das dann also noch, dass plötzlich ein hechelnder Rottweiler auf dem Sitz nebenan Platz machen darf und einem dann seine kalte Schnauze, mit der er sich eben noch auf dem Bahnhofsvorplatz am Pennerurin labte, in den Schritt rammen will. Oder dass man für einen Hund sogar den von ihm reservierten Platz räumen muss und der den dann vollhaaren und besabbern darf wie zu Hause Frauchens Ehebett.
Die Bahn tut gut daran, solchen hundefotzigen Ansinnen entschieden entgegenzutreten. Denn das ist doch von Hundehaltern längst bekannt: Reicht man ihnen den kleinen Knochen, wollen sie gleich das ganze Schwein. Gibt man ihren Tarifforderungen nach, wollen sie am Ende noch Hundehütten in den Abteilen aufgestellt haben und den Toilettenbereich der Waggons um ein Hundeklo erweitert wissen. In den Gängen wird Stöckchenholen erlaubt sein und der Wagen zwischen der ersten und der zweiten Klasse zur Hundewiese umfunktioniert, auf der bahnreisende Hundebesitzer ihre Zotteln laufen und das uniformierte Personal verbellen lassen können, während sie seelenruhig miteinander eklige Hundethemen erörtern: „Meine ist gerade läufig!“ Schließlich wird das freundliche Mitropa-Team dazu verdonnert, zum Kaffee auch Hundekuchen anzubieten. Und weil Hunde so gern ihre Schnauzen in den Fahrtwind halten, wird es in den Waggons dauernd ziehen. Kinder dürften dann längst von Bahnfahrten ausgeschlossen worden sein.
Warum müssen Hunde überhaupt verreisen? Die gute alte Sitte, die lästigen Racker vor Reiseantritt auf dem nächstgelegenen Autobahnrastplatz auszusetzen, zählt wohl heute nicht mehr. Umso mehr gilt für den Hundebahntarif: Wehret den Anfängen! Und auch das ist doch wohl klar: Ein Hund, dem man heute eine BahnCard gibt, will morgen den Führerschein machen. FRITZ TIETZ