FDP: Für Thierse nichts übrig

Ruhr-Liberale wollen nicht für Möllemann büßen – die Strafe an Bundestagspräsident Thierse soll die Partei anders auftreiben. Mitglieder drohen mit Austritten und dem „großen Murren und Knurren“

VON ANNIKA JOERES

Liberale aus dem Ruhrgebiet wollen keine Sündenböcke sein. Sie lehnen den Beschluss des Landesvorstandes ab, die Basis für die Spendenaffäre ihres früheren Vorsitzenden Jürgen Möllemann zahlen zu lassen. „Das kommt nicht in Frage“, sagt der Schatzmeister der Hagener FDP Horst Wortmann. Er fürchtet, dass die sogenannten schlafenden Mitglieder bei einer Beitragserhöhung aussteigen würden. „Wenn der Beschluss kommt, gebe ich mein Amt auf.“

Am Dienstag hatte der FDP-Landesvorsitzende Andreas Pinkwart angekündigt, dass die Kreisverbände künftig drei statt 1,50 Euro pro Mitglied an den Landesverband zahlen sollen. Nur so könne die FDP in den Wahlkampf ziehen. Endgültig beschlossen werden kann der Vorschlag aber erst auf dem Landesparteitag Ende April.

„Ich ärgere mich, dass wir für Fehler aus der Vergangenheit bluten müssen“, sagt der Vorsitzende der Dortmunder Liberalen Michael Kauch. Allerdings sieht er zurzeit keine Alternative. „Die Situation ist dramatisch.“

Auch Thomas Wolters, Geschäftsführer der Duisburger Liberalen, findet den Vorschlag „gar nicht lustig“. Es sei vollkommen einfallslos, die fehlende Summe auf die kleinen Mitglieder herunterzubrechen. „Viele werden aus Prinzip austreten“. Wolters glaubt noch an andere Möglichkeiten, die leeren Kassen zu füllen.

Der Hausverband des verstorbenenen Jürgen W. Möllemann sieht die Ursache für die Finanz-Misere nicht bei ihrem einstigen Mäzen. „Vielleicht ist auch die Misswirtschaft des Landesverbandes Schuld“, sagt der stellvertrende Vorsitzende Hans Varnhagen. Bevor nicht geklärt sei, wie hoch die Strafe ausfalle, sei eine Debatte um die Mitgliedsbeiträge unsinnig. „Ich halte die Meldung für höchst ungeschickt, bevor Thierse eine Zahl genannt hat.“

Das sieht Matthias Richter, Chef der Recklinghäuser FDP, pragmatischer: „Wir brauchen das Geld.“ Er erwartet „ ein großes Murren und Knurren.“ Trotzdem glaubt er an die echten Fans der Liberalen. „Gestandene Mitglieder bleiben.“

Ulrike Flach, Vorsitzende der Mülheimer Liberalen und gleichzeitig Mitglied des Landesvorstandes, verteidigt ihren Beschluss. „Wie sollen wir das anders schultern?“ fragt sie. Schließlich wüßte die FDP nicht, was noch alles auf sie zukomme.