: Chef lässt sich nicht blicken
Der insolvente Autozulieferer HWU in Hohenlockstedt soll endgültig geschlossen werden. Die Mitarbeiter kämpfen nun um eine Transfergesellschaft. Gestern zogen sie vor das Büro des Insolvenzverwalters in der Hamburger Hafencity
Nachdem die Mitarbeiter des Autozulieferers Hohenlockstedter Walz- und Umformtechnik (HWU) am Dienstag erfahren hatten, dass ihr insolventer Betrieb unwiderruflich geschlossen wird, kämpfen sie nun um die Einrichtung einer Transfergesellschaft. Am Mittwoch zogen HWU-Beschäftigte in die Hamburger Hafencity vor das Büro des Insolvenzverwalters Ivo Dengs. Der wollte sich dort mit dem Noch-Eigentümer der HWU, Axel Vollmann, treffen, um die Finanzierungsmöglichkeiten einer Transfergesellschaft auszuloten.
Bereits am vorigen Freitag hatte die HWU-Belegschaft das Werk in Hohenlockstedt in einem „Akt der Notwehr“ besetzt, wie es hieß. Der Spezialbetrieb für Motoraggregate mit 104 Beschäftigten hatte Ende Oktober mit der Begründung Insolvenz angemeldet, dass die Umsätze um 30 Prozent zurückgegangen seien.
2005 war das Werk im Kreis Steinburg schon einmal in die Insolvenz gegangen. Ein Teil der Produktion war damals von der Vollmann-Gruppe übernommen worden, ein Teil der Belegschaft wurde von einer Transfergesellschaft übernommen. Nun machte Vollmann klar, dass er – angeblich wegen der Automobilkrise – an dem HWU „kein Interesse“ mehr habe. Anfang der Woche hat er über den HWU-Geschäftsführer Horst Strodkötter mitteilen lassen, dass zum 12. Januar Schluss ist – nur 25 Mitarbeiter können bis zum März 2009 weiterarbeiten, dann werden auch sie entlassen.
„Ich möchte nicht auf der Liste dieser 25 Leute stehen, ich war noch nie ein Arschkriecher“, sagte ein Mitarbeiter bei der gestrigen Demonstration in der Hafencity. Jetzt ärgere er sich, nicht schon bei der ersten Insolvenz in die damalige Transfergesellschaft gegangen zu sein. „Die war toll ausgestattet und alle haben wieder einen Arbeitsplatz bekommen.“
Dem Betriebsrat bei HWU war es überlassen worden, den Mitarbeitern die endgültige Schließung ihres Werkes mitzuteilen. „Weder der Insolvenzverwalter noch der Geschäftsführer haben sich blicken lassen“, sagte Vize-Betriebsratvorsitzender Alfred Butt.
Da die Jobs verloren seien, gehe es jetzt um „eine Zukunft durch eine gut ausgestattete Transfergesellschaft“. Das Druckmittel der Belegschaft ist dabei die Besetzung des Betriebes – sollte nicht unverzüglich wieder produziert werden, stehen laut IG Metall Braunschweig beim VW-Transporter-Werk heute die Bänder still.
Wegen des Protestes vor dem Büro des Insolvenzverwalters weigerte sich Vollmann gestern, in die Hafencity zu kommen, das Treffen mit Dengs wurde kurzfristig verlegt. „Der kann Euch nicht mehr in die Augen gucken“, vermutete der Chef der IG Metall Unterelbe, Uwe Zabel.
Das Gespräch zwischen Dengs und Vollmann dauerte bei Redaktionsschluss an. Für Freitag hat sich Schleswig-Holsteins SPD-Arbeitsminister Uwe Döring in dem besetzten Betrieb angekündigt. KAI VON APPEN