: „Alle 3 Senatoren sind nicht demotiviert“
CDU-Landeschef Bernd Neumann verteidigt die seltsamen Wahlkampfanwandlungen von Josef Hattig und Kuno Böse
taz: Wirtschaftssenator Hattig erzählt ungefragt, das Sanierungsziel sei nicht zu erreichen, der Spiegel kolportiert eine Woche vor der Wahl, Innensenator Böse wolle Bremen auflösen. Herr Neumann, haben Sie Ihre Truppe nicht im Griff?Bernd Neumann: Ist doch alles Quatsch. Herr Böse hat das dementiert, Herr Hattig hat Dinge, die auch keinen mehr überraschen, nur auf den Punkt gebracht.
Der Zeitpunkt, an dem er ankündigt, aus dem Shoppen im Space Park werde nichts, überraschte schon.
Über den Space Park ist die Konjunktur hinweg gegangen: Einzelhandel läuft nicht, da müssen wir uns was Neues einfallen lassen. Der zweite Punkt Hattigs ist doch auch allen klar: Dass wir aufgrund der Steuer-Ausfälle einschließlich des Kanzler-Briefes bis 2005 das Sanierungsziel nicht erreichen werden.
CDU-Senator Perschau sagte bislang genau das Gegenteil.
Der ist da vorsichtiger, weil sonst keiner mehr spart. Irgendwann müssen wir das Sanierungsziel erreichen – deshalb hat Perschau sich bislang zurückgehalten. Dass wir das Ziel nicht erreichen, ist doch seit zwei Jahren klar. Ich habe ja mit Hattig gesprochen. Er sagte ’Ich kann doch nicht immer alles schön reden. Wir haben eine Menge erreicht, aber bei diesen beiden Dingen eben nicht’. Warum soll man das nicht deutlich sagen?
Hat Hattig nicht im Geiste abgedankt, wenn er sagt, er könne sich einen anderen „Lebensryhthmus“ vorstellen?
Nein. Hattig ist nach wie vor gut drauf, alle drei Senatoren sind nicht demotiviert, haben Lust, weiter zu machen. Und: Hattig ist immer für Sprüche gut. Seitdem ich ihn für dieses Amt gewonnen habe, kokettiert er damit, dass er es eigentlich nicht nötig hat. Herr Eckhoff soll das doch auch schon gesagt haben, obwohl nichts dahinter steht. Ich würde Ähnliches sagen.
Aber doch nicht so kurz vor der Wahl.
Ich habe Verständnis dafür, dass jetzt, weil es ein bisschen langweilig ist, alle aus einem Furz eine riesige Schlagzeile machen möchten. Aber: Meine Truppe ist gut in Schuss, hoch motiviert, die Umfragen lassen dies ja auch zu.
Warum gibt es dann ständig friendly fire für Herrn Böse?
Durch wen?
Finanzressort und Fraktionsspitze sollen mit dem Innensenator hadern.
Dass es im Laufe der Legislaturperiode Hakeleien gab, insbesondere in der Amtseinführung, dass hin und wieder der ein oder andere nicht glücklich war, wenn Böse gesagt hat „Ich muss für Kultur mehr kriegen“ und hin wieder dann auch mal der Finanzsenator sagt „Wenn das jeder macht, käme ich nie klar“ – das passiert doch im Rahmen des Alltagsgeschäftes.
Laut Umfragen muss der, der die CDU will, SPD wählen.
Auch Quatsch. Letztlich wird die SPD knapp vor uns liegen. Die Illusion, dass wir sie übertrumpfen, wäre eine doppelte Sensation – die sehe ich nicht.Interview: Kai Schöneberg