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Archiv-Artikel

Klimaschutz später

Durch die Hängepartie in Poznań ist der Zeitdruck auf die Verhandlungen im kommenden Jahr gestiegen

POZNAŃ taz ■ Bis um drei Uhr in der Frühe mussten am Samstag die Delegierten aushalten, bis COP-Präsident Maciej Nowicki endlich die 14. Weltklimakonferenz schloss. Und es gab zu guter Letzt dann doch noch Streit: Die Industriestaaten blockten in der Nacht einen Vorstoß der armen Länder, schon jetzt Milliardenbeträge für die Hilfe zur Anpassung an den Klimawandel zuzusichern. Es geht um den Anpassungsfonds, der sich derzeit mit maximal 300 Millionen Dollar pro Jahr aus dem „Mechanismus zur sauberen Entwicklung“ CDM speist. Studien beziffern den mittelfristigen Bedarf aber auf jährlich 50 Milliarden Dollar.

„Von jetzt an wird es ernst“, erklärte Yvo de Boer, Chef des UN-Klimasekretariats, nach dem Abschluss. Am 18. Dezember kommenden Jahres soll das Kopenhagener Abkommen unterzeichnet werden. Dazu werden jetzt die Verhandlungsführer bis zum Februar einen Vertragstext aus den Poznań-Ideen entwerfen, der dann den Staaten zugeht. Das nächste Treffen der Weltklimadiplomatie soll vom 29. März bis 8. April am Sitz des UN-Klimasekretariats in Bonn diesen Verhandlungstext verfeinern.

Danach folgt der vermutlich erste Knackpunkt des Prozesses: Die Klimakonferenz, die vom 1. bis 12. Juni ebenfalls in Bonn stattfinden wird, muss sich auf einen Text einigen. Denn ein solcher muss gemäß den internationalen Rechtsnormen ein halbes Jahr vor der Konferenz in Kopenhagen hinterlegt werden.

„Wichtig ist, dass wir die Staats- und Regierungschefs in den Prozess einbinden, denn der Weg zu einem Abkommen in Kopenhagen ist so weitreichend, dass das die Kraft von 190 Umweltministern übersteigt“, hatte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) erklärt. Im Juli findet in Italien der turnusgemäße G-8-Gipfel der wichtigsten Industriestaaten und Russlands statt. Im September strebt UN-Generalsekretär Ban Ki Mon ein Gipfeltreffen an, um auf der Ebene der Staats- und Regierungschefs den Klimaschutz voranzubringen. NICK REIMER