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Archiv-Artikel

Staatsanwälte überprüfen Bankmanager

Untreue, Falschbilanzierung und grobe Fahrlässigkeit bei Fehlspekulationen – die Liste möglicher Straftaten ist lang

HAMBURG taz ■ Bankmanager und ihre Kontrolleure sind ins Visier der staatlichen Fahnder geraten. Beteiligt sind nach den Recherchen der taz bundesweit mindestens ein Dutzend Schwerpunktstaatsanwaltschaften, die unter anderem die Landesbanken Baden-Württemberg und HSH Nordbank, die BayernLB und der Münchener Immobilienfinanzierer Hypo Real Estate überprüfen, so das Handelsblatt. Gegen IKB, KfW und SachsenLB laufen bereits harte Ermittlungen Die Vorwürfe: Untreue, Falschbilanzierung und grobe Fahrlässigkeit bei Fehlspekulationen. „Da müssen schon einige Vorstände und Aufsichtsräte mit strafrechtlichen Konsequenzen rechnen“, wird der Stuttgarter Oberstaatsanwalt Hans Richter zitiert.

Ver.di-Sprecher Berthold Bose sagt, es sei nur ein „Automatismus“ in Gang gesetzt worden. Schwerpunktstaatsanwaltschaften „Wirtschaftskriminalität“ wie in Stuttgart, Frankfurt oder Kiel ermittelten von sich aus, wenn ein vager Verdacht auftaucht.

Selbst für Aufklärung sorgen will die HSH Nordbank. Noch unter dem im November zurückgetretenen Vorstandschef Hans Berger wurde eine Sonderprüfung bei den allerdings umstrittenen Bilanzprüfern der KMPG in Auftrag gegeben, um intern Licht ins Dunkel zu bringen. Bose hofft auf Ergebnisse noch im Januar. Die Gewerkschaft Ver.di begrüßt den Versuch, reinen Tisch zu machen.

Ebenfalls im November hatte eine Privatperson die angeschlagene Nordbank bei der Hamburger Staatsanwaltschaft angezeigt. KPMG-Sonderprüfung und die Ermittlungen der Staatsanwälte sollen bundesweit Klarheit bringen, ob und in welchem Umfang Verfehlungen einzelner Manager schuld an der Misere sind oder ob die Spekulation auf Wertpapiere von Citicorp oder Merrill Lynch vertretbar war, weil bis zur US-Bankenkrise niemand eine Pleite der beiden Unternehmen für möglich hielt.

Huffschmid erwartet, dass es am Ende zu einigen Anklagen gegen Manager kommt, insgesamt dürfte allerdings das Ergebnis der Ermittlungen sein, dass ein Großteil vollkommen legal gehandelt habe, weil der „Rechtsrahmen unzureichend ist und viele Schlupflöcher lasse“.

Verunsichert sind mittlerweile auch die Chefs. So sagt der Versicherungsmakler Michael Hendricks: „Die Zahl der Anfragen von Bankvorständen, die bei mir prüfen lassen, ob ihre Managerhaftpflicht im Falle des Falles greift, ist sprunghaft gestiegen.“

HERMANNUS PFEIFFER