: Rosinenpickerei
Hamburgs Hochschulen dürfen künftig selbst entscheiden, wen sie reinlassen und wen nicht
Wissenschaftssenator Jörg Dräger hat einen guten Vergleich parat: Lediglich „Gefängnisse und Hochschulen konnten sich ihre Klientel bisher nicht selbst aussuchen“, sagt er und will dies zumindest für die Universitäten jetzt geändert wissen. Die Hamburger Hochschulen sind die ersten in Deutschland, die selbst entscheiden werden, wen sie aufnehmen. Der Senat hat dies gestern beschlossen.
Die Hochschulen sollen, so Wille und Wunsch des Senators, damit selbst „die Verantwortung für den Studienerfolg ihrer Besucher übernehmen“. Indem sie „Eignung und Motivation“ der BewerberInnen als Kriterium für die Auswahl anlegen, erhoffe man sich höhere AbsolventInnenzahlen. Es werde aber auch weiterhin Härtefallregelungen für BewerberInnen geben, die unabhängig von ihrer Leistung aufgenommen würden, auch werde eine „kleine Gruppe“ weiter Zugang zur Hochschule bekommen, weil sie Anrecht auf einen Studienplatz über die Wartezeit erworben habe. Die ZVS-Regelung bleibt davon ohnehin noch unberührt.
Hamburgs größte Hochschule, die Universität, will die neuen Aufnahmekriterien schrittweise einführen. „Wir machen das nicht auf einen Schlag für alle Fächer“, kündigte Präsident Jürgen Lüthje gestern an, „die erste große Umstellung erwarte ich für das Wintersemester 2005/2006.“ Berücksichtigt würden künftig „Motivation, Qualifikation, Leistungen und Erfahrungen“ der Bewerber.
Lüthje zufolge wird es in Massenfächern wie Betriebswirtschaftslehre und Jura wegen der hohen Bewerberzahlen ein überwiegend schriftliches Aufnahmeverfahren geben, etwa durch Berücksichtigung von Praktika, Fächernoten oder schriftlichen Begründungen des Studienwunsches. In kleineren Fächern seien darüber hinaus Bewerbungsgespräche sinnvoll.
peter ahrens/eva weikert