Handwerker lehnen Zwang ab

Die Ausbildungsplatzabgabe ist laut Kölner Handwerkskammer kontraproduktiv. Das freiwillige Engagement der Betriebe dürfe nicht kaputt gemacht werden

Köln taz ■ Die Kölner Handwerkskammer wehrt sich vehement gegen eine Ausbildungsplatzabgabe: „Das Bundesausbildungsgesetz wird ganz sicher kontraproduktiv wirken“, so Franz-Josef Knieps. Statt neue Lehrstellen zu schaffen, dämpfe bereits die Ankündigung einer solchen Abgabe die Ausbildungsbereitschaft, so der Präsident der Handwerkskammer zu Köln. Die neue Regelung sieht vor, dass Betriebe mindestens 7 Prozent Auszubildende beschäftigen müssen. Andernfalls zahlen sie an Unternehmen, die überdurchschnittlich viele Lehrlinge ausbilden. Bis spätestens September will die rot-grüne Koalition das Gesetz bundesweit einführen.

„Im Kölner Handwerk sind die Ausbildungsverträge trotz Wirtschaftsflaute kaum zurückgegangen“, argumentiert Knieps. Dieses freiwillige Engagement der Betriebe solle die Politik nicht kaputt machen.

Weil die Regierung außerdem ab September Unternehmen fördern will, die zusätzlich Lehrlinge einstellen, fürchtet Knieps bis dahin einen völligen Einstellungsstopp: „Kein Betrieb will sich diese Prämie entgehen lassen, stellt also Azubis erst ab Herbst wieder ein“, sagt er.

„Was machen Betriebe, für deren Ausbildungsplätze sich junge Leute nicht interessieren?“, fragt Heinz Varnhagen besorgt. Der Geschäftsführer der Kölner Handwerkskammer kritisiert, dass diese draufzahlen müssen, wenn sie ihre Ausbildungsplätze nicht besetzen können. Für ihn liegt das Problem sowieso an anderer Stelle. Viele Unternehmen fänden heutzutage keine qualifizierten Bewerber mehr, denn häufig bereiteten Schulen zu wenig auf die Lehre vor. Gerade das Deutsch und Mathematikwissen der Bewerber genüge den Ansprüchen der Arbeitgeber häufig nicht. Varnhagen kritisierte, das geplante Gesetz würde Unternehmen zwingen, auch ungeeignete Schulabgängern einzustellen. Die Qualität der Bewerber müsse aber auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen.Alina Fichter