der wochenendkrimi : Pferdefüße
„Tatort: Abschaum“, So., 20.15, ARD
Satanismus ist der Hit in deutschen Krimis. Bei Thorsten Näter darf man auf einen erhellenderen Umgang mit dem von der Presse ausgeschlachteten und doch kaum ernsthaft reflektierteren Thema hoffen – nahm er doch 2002 die ähnlich hochgekochte Straßenkämpfervergangenheit Joschka Fischers zum Anlass, seinen Tatort „Schatten“ als Generationsporträt ehemaliger APO-Aktivisten zu inszenieren. Dankenswerter verzichtet Näter in „Abschaum“ tatsächlich überwiegend auf spekulative Momente. Stattdessen lässt er die Spur in einem satanistisch geprägten Missbrauchsfall durch alle Schichten der Bremer Gesellschaft führen. Satanismus ist hier keine Entgleisung verirrter Randexistenzen, sondern ein universal gedecktes System zur Befriedigung sadistischer Triebe. So redlich diese These ist – gegen Ende schwächelt ihre Bebilderung: Die rasselnde Empörung von Kommissarin Lürsen (Sabine Postel) ermüdet auf Dauer. Und dass der zwielichtige Staatsanwalt teuflisch gezwirbelte Augenbrauen hat, ist wirklich ein zu plumper Hinweis auf seine mögliche sadistische Freizeitgestaltung.CHRISTIAN BUSS