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Archiv-Artikel

pressschlag Auch in Golfsburg ist das Jammern angekommen

Jürgen Röber ist nicht mehr Trainer des VfL. Die Fans sorgen sich derweil um den Standort Wolfsburg

Tatsächlich soll es Wolfsburger geben, die mit Golfsburg nichts mehr am Hut haben wollen. Schon deswegen aus gutem Grund fangospelten die Anhänger des VfL Wolfsburg unlängst, dass außer Jürgen Röber doch alle gehen könnten. Geholfen hat dies, wie sich gestern herausstellen sollte, nichts: Sowohl der Vorstand des VW-Konzerns als auch jener der Fußballabteilung blieben im Amt, gehen musste hingegen: Jürgen Röber. Und gezeigt hat das eines ganz deutlich: Der Frust der Fans eines von einem Konzern abhängigen Klubs, der zeitgleich der eigene Arbeitgeber sowie Prognosensetter der Region ist, richtet sich weniger gegen den bescheidenen Fußball, der in der Rückrunde Röber schließlich zum Verhängnis wurde.

Passend zu den bundesweiten Genossenschafts-Demonstrationen ging es am Samstag auch in der VW-Arena mehr um Arbeitsplatzsicherung denn um irgendeinen popeligen Trainerrauswurf. Die Fanbasis sorgt sich um den Standort Wolfsburg – und das große Jammern ist nun auch im Stadion angekommen. Die Chance, längjährige Autoschrauber durch exorbitante Verkaufserfolge des neuen Golf-Jubiläumsmodells zu entschädigen, versemmelte der Konzern derart, dass selbst ein Elfer ohne Torwart ein aussichtsloseres Unterfangen wäre. Das zum Verkaufsstart des neuen Golfs mit einem G versehene Stadtkennzeichen war kaum weniger als der Anfang vom Ende einer Euphorieinszenierung, die in Unternehmenszweigen wie dem Fußball, mit dem erklärten Ziel, den Uefa-Cup erreichen zu wollen, abenteuerlichste Blüten trieb. So verwundert es nicht, dass Mitarbeiter und/oder Fans inzwischen ins Stadion gehen, um „Wir sind Wolfsburger und ihr nicht“ zu skandieren. In der Firma würden sie dafür abgemahnt.

Während diese Menschen ein wenig hilflos in die Zukunft blicken und mit Schmähungen ihren Unmut vertreiben wollen, macht die Firma direkt auf dicke Hose: Um das Image zu polieren, wird einfach doppelt so viel Geld rausgeblasen. Der VW-Konzern versucht das mit einem einfachen Trick: Geliftet und gerelauncht soll die gefloppte Marke als GTI neu am Markt positioniert werden und dadurch den Flop wieder top machen. Der Fußballmanager des Konzerns ist kaum einfallsreicher: Um die aufgebrachten Arbeiter mit gutem Fußball zu beruhigen, wird nach acht Niederlagen aus zehn Spielen der Trainer beurlaubt. Nur Geld hat man dafür nicht mehr. Ob die Erik-Gerets-Edition (der bereits morgen das Training übernehmen soll) für Wolfsburgs Fußballer mit ähnlichen Erfolgsprognosen in den Charts des VW-Konzerns auftaucht wie die GTI-Edition bleibt jedenfalls abzuwarten. OKE GÖTTLICH