zahl der woche : Im ersten Quartal wurde in Deutschland viel weniger getankt
Vier Gründe und zwei Interpretationen
Die Autonation ist geschockt. An deutschen Tankstellen wird immer weniger Kraftstoff gezapft. In den ersten vier Monten dieses Jahres sank der Dieselabsatz um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Bei Benzin waren es sogar fast acht Prozent.
Ausnahmsweise sind sich Mineralölwirtschaft, der Allgemeine Deutsche Automobil Club (ADAC) und der Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) einig. In Frage für das Dilemma kommen vier Gründe: Tourismus, Konjunktur, Wetter und die Steuern.
Grund eins: Der Tourismus. Deutsche verreisen gern. Deutsche Autofahrer noch lieber. Nur kurz über die Grenze, aufgetankt und schnell zurück. Insgesamt eine Milliarde Euro gehen dem Fiskus so jährlich durch die Lappen, sagt Wilhelm Bonse-Geuking vom Mineralölverband. Der Tanktourismus sei daher schuld, dass der Benzinabsatz sinke.
Grund zwei: Die Konjunktur. Sie muss momentan für alles als Begründung herhalten. Schon die Deutsche Bahn rechtfertigte vor Wochenfrist ihr schlechtes Ergebnis mit der lahmen Konjunktur.
Grund drei: Das Wetter. Immer wieder gern genannt, um alles und jedes zu erklären. Bei schlechtem Wetter werde weniger transportiert, sagt der Mineralölverband. Logisch: Wer packt bei Regen schon Sonnenschirm und Fresskorb ins Auto, um gen Berge oder Meer aufzubrechen.
Grund vier: Die Ökosteuer. Die kam einst über die armen Autofahrer wie der Blanke Hans über die Seefahrer. Sowohl ADAC als auch der BUND glauben, dass die Ökosteuer am Rückgang letztlich größten Einfluss hat.
So weit die Einigkeit. Sollte die Ökosteuer weiter angehoben werden, sieht der ADAC das deutsche Lebensgefühl, den Wirtschaftsstandort und die ganze Autonation in Gefahr. Im Gegenteil, sagt der BUND: Die Ökosteuer muss weiter angehoben werden. Schließlich gelte es, den Anteil der Steuer an der Verringerung des Treibstoffverbrauchs weiter zu steigern. Weitere Erhöhungen seien schon wegen des deutschen Klimaziels notwendig: wenn Deutschland ernsthaft bis 2005 den Kohlendioxidausstoß um 25 Prozent senken will. CHRISTIAN HONNENS