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Archiv-Artikel

Die Welt erinnert sich an Ruandas Völkermord

Gedenkfeiern zum 10. Jahrestag des Genozids in Ruanda. Kofi Annan kündigt UN-Sonderbeauftragten an

Von D.J.

BERLIN taz ■ Mit der symbolischen Beisetzung von 20 Särgen voller neu exhumierter Leichenteile, Überreste des Abschlachtens von einer Million Menschen in Ruanda 1994, begannen gestern in Ruandas Hauptstadt Kigali die Gedenkveranstaltungen zum 10. Jahrestag des ruandischen Völkermords. In Begleitung fast ausschließlich afrikanischer Staatsmänner wohnte Ruandas Präsident Paul Kagame der Installation der Särge in der neuen Genozid-Gedenkstätte Gisozi bei. Danach nahmen 20.000 Menschen an der zentralen Gedenkveranstaltung teil.

Zuvor war in Kigali eine internationale Konferenz zu Ende gegangen, bei der die Gründung eines internationalen Solidaritätsfonds zur Entschädigung der Völkermordüberlebenden und eine unabhängige Untersuchung der Rolle Frankreichs beim ruandischen Genozid gefordert wurde. UN-Generalsekretär Kofi Annan kündigte vor der UN-Menschenrechtskommission in Genf die Einrichtung des Amtes eines UN-Sonderbeauftragten zur Völkermordprävention an.

In zahlreichen Ländern der Welt gab es Ruanda-Gedenkakte im Rahmen der von der UNO empfohlenen Schweigeminute um 12 Uhr mittags. Im Berliner Auswärtigen Amt versammelten sich rund 200 Beamte und Gäste und lauschten ergriffen der Schilderung der aus Ruanda angereisten Mathilde Muhongerwa, wie sie im Mai 1994 in Kigali als einzige ihrer Familie die Massaker überlebte. Die Geschichte fesselte die Zuhörer so stark, dass sich die Schweigeminute um eine knappe halbe Stunde verzögerte. Staatssekretärin Kerstin Müller erklärte: „Wir haben aus der Geschichte gelernt.“ D.J.