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Archiv-Artikel

Blitzende Konversation

Unmäßige Klanglust und wildes Wetteifern beim letzten Philharmonischen Konzert

Wenn der Eindruck nicht täuscht, war der Beifall herzlicher als sonst: regelrechtes Aufbrausen bei der Vorstellung der OrchestersolistInnen wie der Konzertmeisterin Annette Behr-König, dem Bratscher Boris Faust, dem Cellisten Hans Wilhelm Kufferath, dem Oboisten Andrew Malcolm und vielen anderen, die der Generalmusikdirektor Lawrence Renes so ausdrücklich und gleichzeitig stellvertretend für die anderen hervorhob.

Dabei war‘s ein eher seltsames Programm in diesem letzten Abonnementskonzert der Bremer Philharmoniker: Ludwig van Beethovens Tripelkonzert für Violine, Cello und Orchester, 1803 entstanden, ist fast nie zu hören. Die Gründe mögen einmal in der genuinen Gattung liegen – es gibt sonst kein Konzert für Klaviertrio und Orchester – zum anderen aber auch darin, dass die Komposition nicht der ganz große Wurf Beethovens im Umfeld der „Eroica“, einem Schlüsselwerk der Geschichte der Sinfonie, der Waldstein-Sonate und der Appassionata ist. Wie aber dieser spielerische Konversationston blitzen und funkeln kann, wie man seine helle Freude daran haben kann, wenn das Werk scheinbar orientierungslos ins Leere läuft, das machten der Geiger Lukas Hagen, der Cellist Clemens Hagen und der Pianist Dénes Várjon aufs Beste deutlich.

Auf einer solchen interpretatorischen Ebene hat das Werk viele Meriten, zum Beispiel die vielen unerwarteten Wendungen bis hin zu dem wild wetteifernden Finale, das die drei am Rand des Risikos spielten. Transparente und flexible Begleitung durch das Orchester war ihnen sicher.

Im zweiten Teil wurde es schwülstiger: Mit dem „Tanz der sieben Schleier“ aus Richard Strauss‘ früher Oper „Salome“ und dessen bombastischer „Rosenkavalier-Suite“ schien Renes geradezu gegen die versprochenen, aber noch immer nicht bewilligten fehlenden elf Stellen im Orchester anzuklotzen. Mit der Riesenbesetzung – sieben Kontrabässe, fünf Schlagzeuger, vier Hörner, vier Fagotte usw – zeigte der Dirigent seine unmäßige Lust an raffiniert-sinnlichem Klang. Wer die Erfolgsoper „Rosenkavalier“ kannte, konnte die Aufführung unmittelbar mit dem szenischen Geschehen verbinden, so mitreißend und klar war sie aufgebaut und geführt.

Ute Schalz-Laurenze