: Klinikum operiert sich selbst
In den städtischen Kliniken Dortmunds sollen in den nächsten vier Jahren 400 Stellen eingespart werden. Auch eine Kooperation mit den städtischen Seniorenheimen soll Kosten senken
VON KLAUS JANSEN
Geschäftsführung und Mitarbeitervertreter des Dortmunder Klinikums haben sich darauf geeinigt, in den kommenden beiden Jahren 120 Stellen einzusparen. Bis zum Jahr 2008 soll die Zahl der Beschäftigten um 400 reduziert werden, außerdem sind flexiblere Arbeitszeiten geplant. „Ohne Personaleinsparungen hätten wir bis 2008 ein Defizit von 192 Millionen Euro“, verteidigt Kliniksprecher Jörg Kühn dieses so genannte „Zukunftskonzept“, das die Stadt zur Voraussetzung für die Gewährung einer bislang ausgesetzten Bürgschaft in Höhe von 50 Millionen Euro gemacht hatte. Betriebsbedingte Kündigungen werde es nicht geben.
In Zukunft will das Klinikum zur Kostensenkung verstärkt auf ambulante Behandlungen setzen. Vor dem Hintergrund des von der Bundesregierung eingeführten Abrechnungssystems der so genannten „Diagnosis Related Groups“ (DRG), nach der die Krankenkassen in Zukunft Pauschalbeträge für bestimmte Behandlungen bezahlen werden, will sich das Klinikum auf besonders gewinnträchtige Medizinfelder konzentrieren. So sollen zusätzlich rund 60 Millionen Euro eingespart werden.
Außerdem will man enger mit den städtischen Seniorenheimen kooperieren, die im Gegensatz zum chronisch defizitären Klinikum schwarze Zahlen schreiben. In der Wäscherei, der Küche und auch im Logistikbereich sollen Aufgaben zusammengelegt werden, zudem werden künftig zu besetzende Stellen demnächst in beiden Häusern gleichzeitig ausgeschrieben. Eine Komplettfusion der beiden städtischen Tochterbetriebe hatte der Stadtrat jedoch in der vergangenen Woche abgelehnt.
Dortmunds Politiker beurteilen die Erfolgsaussichten des Sanierungsplans unterschiedlich. „Es ist schon gut, dass man sich an einen Tisch gesetzt hat. Ohne Personalabbau sind die Probleme nicht zu lösen“, sagt SPD-Fraktionsgeschäftsführer Uwe Büscher. Er versteht das Abkommen auch als Vorbeugung gegen Privatisierungspläne, wie sie beispielsweise in Wuppertal umgesetzt wurden. „Die Kliniken sind Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge“, findet Büscher. Gegen eine Privatisierung wendet sich auch Daniela Schneckenburger, Oberbürgermeisterkandidatin der Grünen. Sie ist allerdings skeptisch, ob die beschlossenen Einsparungen genügen: „Wir wollen natürlich keinen stärkeren Arbeitsplatzabbau, aber der Konkurrenzdruck im Klinikbereich ist enorm.“ 120 Stellen in zwei Jahren seien „nicht viel“.
Ähnlich sieht das auch CDU-Oberbürgermeisterkandidat Frank Hengstenberg. „400 Stellen bis 2008, das ist ein Rahmen“, sagt er. Genaue Kalkulationen seien aber noch nicht möglich, zu groß seien die strukturellen Probleme der Kliniken. „Bei der Bausubstanz hat es jahrelange Investitionsstaus gegeben, da ist vieles versäumt worden“, sagt er. Auch die DRG-Regelungen seien ein Risiko und könnten Mehrkosten statt Einsparungen bedeuten. „Wenn die Sanierung gelingt, ist alles gut. Ansonsten müssen wir ab 2008 schon über eine Privatisierung nachdenken“, sagt Hengstenberg.
Genau die fordert Dortmunds FDP schon jetzt: „Das Klinikum macht weiter Miese, wenn kein Fremdkapital hinzu kommt“, sagt Lars Rettstadt, gesundheitspolitischer Sprecher der Liberalen im Kreisverband. Den anderen Parteien wirft er Scheinheiligkeit vor: „Die sitzen alle im Aufsichtsrat und wissen, dass mindestens 800 Menschen entlassen werden müssten. Nur im Wahlkampf trauen sie sich nicht, das zu sagen“, findet er.